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c. Westeuropa.
IX. Arankreich.
(536000 qkm, 89,25 Mill. E., 74 auf 1 qkm).
1. Übersicht.
Lage, Grenzen. Frankreich, der westlichste Teil des europäischen Rumpfes,
ist neben Spanien das einzige Land unsers Erdteils, das sowohl an den Ozean
wie an das Mittelmeer grenzt. Es gleicht in seiner Gestalt einem unregel¬
mäßigen Sechseck mit drei Land- und drei Seeseiten und ist fast überall von
natürlichen Grenzen eingeschlossen. Zwischen Frankreich und Spanien erhebt
sich als trennende Schranke das Hochgebirge der Pyrenäen. Von ähnlicher
Beschaffenheit ist die Grenze an der Ostseite, wo die Alpen gegen Italien, der
Jura gegen die Schweiz, der Wasgenwald gegen Deutschland hoch aufgerichtete
Gebirgsmauern bilden. Nur im N.-O., vom Wasgenwalde bis zur Nordsee,
wo sich Frankreich mit Deutschland, Luxemburg und Belgien berührt, ist das
Land offen und entbehrt des natürlichen Schutzes, den Gebirge, Meere und große
Flußläufe gewähren.
Frankreich erstreckt sich vom 43. bis zum 51. Breitenkreise, liegt also wie Österreich
ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Äquator und dem Nordpol. Nordfrankreich liegt
mit Süddeutschland, Südfrankreich mit der Schweiz, der Poebene und Toskana unter
gleicher Breite. Lyon hat mit Triest, Paris mit Straßburg, der nördlichste Punkt Frank¬
reichs (Dünkirchen) mit Köln dieselbe Polhöhe. Die wö. Erstreckung reicht vom 5 ° w., bis
zum 7 ° ö. Länge. Der 2. ö. Meridian schneidet die Mitte der Landmasse.
Die Bodengestaltung Frankreichs ist ziemlich einfach. Der W. und N.-W.
sind Tiefland. Zwei Drittel der Gesamtfläche liegen unter 200 ui. Den S.-O.
erfüllt eine breite Erhebungsmasse, das Mittelsranzösische Hochland. Eine
tiefe, ns. verlaufende Senke, in der Saône (ßon')*) und die Rhone dahinströmen,
trennt es von den ö. Grenzgebirgen, den Alpen und dem Jura. Nach S.-W.
senkt es sich zum Tiefland der Garonne, nach N.-W. zum großen Nord¬
französischen oder Pariser Becken. Ganz im W. liegt das Hügelland der
Bretagne (bretünsi), das nicht nur die gleichnamige Halbinsel ausfüllt, sondern
sich auch noch über die benachbarten Gebiete erstreckt. Dem Bau des Landes
entsprechend gehen die meisten Flüsse, darunter die Garonne, die Loire (loàr') und
die Seine (ßähn'), in den Atlantischen Ozean, dessen Einzugsgebiet 7/9 der
Landfläche Frankreichs angehören. Nur ein größerer Fluß, die Rhone, ergießt
sich ins Mittelmeer. Der äußerste N.-O. des Landes sendet seine Gewässer
*) Im Deutschen wird das tonlose e am Ende französischer geographischer Namen
gewöhnlich leise anklingend mitgesprochen, was in unsrer Aussprachebezeichnung durch ein
Fehlhäkchen (’) angedeutet ist.