Full text: Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete (Teil 4)

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Von Bodenschätzen besitzt China besonders Kohlen, namentlich im N. 
Die hier liegenden Felder gelten als die größten der Erde, und sie enthalten 
nicht nur gewöhnliche, sondern auch Anthrazitkohle. Auch Erze, besonders 
Eisen und Kupfer, serner Zinn, Blei, Silber und Quecksilber, sind vor- 
Händen. Ob aber der Reichtum wirklich so groß ist, wie man vermutet, kann 
erst die Zukunft lehren. Denn bis jetzt ist der Abbau noch gering. Der 
Mangel an Verkehrswegen erschwert auch den Versand. Daher werden die 
meisten Hafenstädte von Japan ans mit Kohlen versorgt. Die wichtigsten der 
heute betriebenen Kohlengruben sind die von Kaiping in der Provinz Tschili 
und von Poschan in Schantung. 
Die Industrie Chinas kannte bis vor kurzem nur Kleinbetriebe. Die 
Maschinen werden noch jetzt größtenteils durch viele fleißige Hände ersetzt. In 
einzelnen Zweigen der GeWerbetätigkeit haben die Chinesen Hervorragendes 
geleistet, so vor allem in der Seidenweberei und Seidenstickerei, deren 
Erzeugnisse einen wichtigen Aussuhrgegenstand bilden. Altberühmt ist die 
Porzellanfabrikation, die bis 2000 Jahre v. Chr. zurückreichen soll, und 
die sehr dauerhafte, dünne und künstlerisch wertvolle Arbeiten liefert, ferner die 
Herstellung von Lack-, Bronze- und Emaillesachen und von Schnitz- 
arbeiten in Holz und Elfenbein. Einen großen Umfang hat die ebenfalls 
schon alte Papiersabrikation, da der Chinese Papier zu allen möglichen 
Zwecken verwendet. Neuerdings hat nun auch die Großindustrie, hauptsächlich 
von Europäern begründet, in China festen Fuß gefaßt, besonders in den Küsten- 
städten, und bei den billigen Arbeitskräften, die hier zur Verfügung stehen, 
erwächst daraus der europäischen Industrie eine gefährliche Nebenbuhlerin. 
Berkehr und Handel. Der Binnenverkehr vollzieht sich hauptsächlich zu 
Wasser auf schwerfälligen Segelbooten, Dschunken, die flußauf von Kulis 
gezogen werden. Neben den Flüssen gibt es zahlreiche Kanäle, unter denen der 
1350 km lange Kaiserkanal der größte ist. Er verbindet Peking mit 
Schanghai und ist bereits zur Zeit der Mongolenherrschaft (um 1300) gebaut 
worden, um den Reis ungehindert von den Südprovinzen nach N. befördern 
zu können, da die Dschunken bei der Küstenfahrt häufig von japanischen See- 
räubern überfallen wurden. Durch die Laufveränderung des Hoangho (1852, 
S. 159) ist der n. Teil unbrauchbar geworden. Die Landwege sind sehr schlecht. 
Mit dem Bau von Eisenbahnen hat man erst in der letzten Zeit begonnen. 
Doch betrug ihre Gesamtlänge 1911 schon 8700 km gegen nur 200 im 
Jahre 1890. 
Die erste, nur 20 km lange Eisenbahn haben die Engländer 1876 von Schanghai 
nach Wusung gebaut. Als sie fertig war, wurde sie von der chinesischen Regierung ange- 
kauft, aber nicht, um sie zu betreiben, sondern zu zerstören. Schwellen und Schienen 
wurden losgerissen und samt Wagen und Lokomotiven ins Meer geworfen. Eine zweite, 
1880 angelegte kleine Bergwerksbahn blieb unbehelligt. Zum Bau größerer Strecken kam
	        
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