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lerische Erzeugnisse. In der Metallbearbeitung übertrafen die Peruaner alle andern
Völker Amerikas. Man hämmerte nicht bloß gediegenes Kupfer, sondern verstand auch
Metalle durch Schmelzen aus Erzen zu gewinnen und durch Mischung von Kupfer und
Zinn eine gute Bronze herzustellen. Daraus wurden Äxte, Messer mit Griffen und gezackte
Keulenknäufe hergestellt. Aus Gold und Silber machte man Schmucksachen. Die Be-
völkerung wohnte in Dörfern und ummauerten Städten. Die Häuser waren aus unregel¬
mäßig-vieleckigen Steinblöcken erbaut, „die so haarscharf ineinandergefügt waren, daß man
nicht einmal ein Messer in die Fugen stecken konnte". Unter den Bauwerken zeichneten sich
die Tempel durch Größe und Schönheit sowie durch reichen Goldschmuck aus. Die Religion
bestand in der Verehrung der Sonne und des Inka, der als Sohn der Sonne galt. Im
Abb. 59. Stufenförmig angelegte Felder im Jnkalande.
Sonnentempel zu Kuzko, der Hauptstadt, befand sich als Sinnbild des Gottes eine große,
strahlenumgebene Goldscheibe, und zu den Seiten saßen die Mumien der verstorbenen
Herrscher. Daneben wurden auch noch andere Götter und die Ahnen verehrt. Der Gottes-
dienst, der von einer zahlreichen Priesterschaft besorgt wurde, bestand in der Darbringung
von blutigen und unblutigen Opfern. Neben den Priestern spielten Zauberer, Wahrsager
und Eingeweidebeschauer eine einflußreiche Rolle.
Eine besondere Erwähnung verdienen noch die staatlichen Einrichtungen. Der König
besaß als Sonnensohn unumschränkte Gewalt, der ganze Grund und Boden war Staats-
eigentum. Ein Drittel war dem Inka, ein Drittel den Priestern und ein Drittel dem
Volke zur Nutznießung überwiesen. Alljährlich wurde das Volksland unter Berücksichtigung
der Kopfzahl der einzelnen Familien neu verteilt. „Die Bebauung erfolgte nach einem
Feste, bei dem der Inka auf einem heiligen Felde die Arbeit selbst eröffnete, in gemein-
samer Fronarbeit des Volkes, und zwar wurde zuerst das Land der Priester, dann das