Full text: Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete (Teil 4)

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den Negern haben auch Europäer Pflanzungen angelegt, so daß mit einer wachsenden 
Ausfuhr gerechnet werden kann. Die andern schon genannten Erzeugnisse, Erdnüsse, 
Sesam, Reis, Mais, Kaffee usw., können bis jetzt nur aus den küstennahen und den 
den Bahnen benachbarten Bezirken versandt werden, da die Beförderung mit Träger- 
karawanen auf weitere Strecken zu teuer wird. Gerade die für den Anbau dieser Erzeug- 
nisse wichtigsten Gegenden liegen aber im Binnenlande, besonders um den Viktoriasee 
herum und am Kilimandscharo. Aus dem erstgenannten Gebiet findet schon jetzt eine 
beträchtliche Ausfuhr über den See nach Port Florence, dem Endpunkte der britischen 
Ugandabahn, statt, auf der die Güter dann weiter nach Mombafsa und von da auf Dampfern 
nach Europa befördert werden. Für nicht weniger als 5 Mill. Güter nahmen 1910 diesen 
Weg. Wenn erst unsre Bahnen den Viktoriasee erreicht haben, wird der Verkehr diesen 
zugeführt werden, und ohne Zweifel werden dann die Eingebornen eine noch weit größere 
landwirtschaftliche Tätigkeit entfalten. Insbesondere verspricht der Kaffeebau in den 
Bezirken w. vom Viktoriasee gute Erfolge. Aussichtsreich ist in diesen Gegenden auch die 
Zucht der Ölpalme, und weite Gebiete des Hochlandes eignen sich vorzüglich für den 
Baumwollenbau, dessen Betrieb durch die Eingebornen sich die Regierung sehr 
angelegen sein läßt. Ebenso ist die Viehzucht auf der weiten Steppe noch einer 
bedeutenden Ausdehnung fähig. 
Neben den Gütern der Sammelwirtschaft und der Eingebornenkultur gewinnen die 
Erzeugnisse der von Europäern angelegten Pflanzungen eine rasch steigende Bedeutung. 
Geeignet für die Anlage solcher Pflanzungen sind insbesondere die küstennahen gebirgigen 
Landschaften, und man hat berechnet, daß mindestens 50000 qkm, eine Fläche von der 
doppelten Größe der Rheinprovinz, dafür zur Verfügung steht. Die ersten Versuche, die 
man machte, waren allerdings wenig ermutigend. Der Tabak- und der Zuckerrohrbau 
erwiesen sich als wenig lohnend. Für Kakaopflanzungen ist das Klima zu trocken. Auch 
mit dem Kaffeebau wollte es anfangs nicht recht vorwärts gehen, und erst in letzter Zeit 
hat man gute Erfolge damit erzielt. Vor allem unter der Mitwirkung der landwirt- 
schastlich-biologischen Anstalt in Amani in den Usambarabergen hat man nach mancherlei 
Versuchen endlich die Pflanzen herausgefunden, die für den Anbau in Betracht kommen. 
An erster Stelle steht die Sisalagave, eine aus Mittelamerika (Aukatan) stammende 
Pflanze, deren Blattfasern einen sehr wertvollen, dauerhaften Hanf liefern, der insbesondere 
zu Stricken und Tauen verwendet wird. Boden und Klima Ostafrikas haben sich für diese 
Pflanzen als vorzüglich geeignet erwiesen, und ihr Anbau, mit dem erst 1897 begonnen 
wurde, hat jetzt an Umfang und Wert den aller andern Kulturpflanzen überholt. 
An zweiter Stelle stehen bis jetzt die Kautschukpflanzungen» Nur eine Pflanzenart, 
der Cereabaum (Manihot glazovii), gedeiht gut. 1910 waren 16300 ha mit 141/2 Mill. 
Bäumen bepflanzt, von denen aber erst 1li Erträge lieferte. Gleichwohl übertraf der so 
gewonnene Kautschuk an Menge bereits den aus wilden Pflanzen gewonnenen. Sehr 
günstig liegen auch die Verhältnisse für den Vaumwollenbau, obwohl seine Erträge 
heute noch verhältnismäßig gering sind. Erst in den letzten Jahren ist man dazu über- 
gegangen, mit Dampfpflug und durch Schaffung von Bewässerungsanlagen größere Land- 
flächen für den Anbau herzurichten. Wie groß die Fortschritte sind, erhellt daraus, daß 
1900 erst 11 KZ im Werte von 5 Mk. versandt wurden, während 1910 die Aussuhr sich 
auf 752000 Mk. belief. Kaffee gedeiht am besten im Berglande Ufambara, das bis jetzt 
überhaupt das wichtigste Pflanzungsgebiet ist, ferner am Kilimandscharo und Meru und 
bei Bukoba am Ostufer des Viktoriasees. — Die Pflanzungen sind größtenteils im Besitz 
großer Pflanzungsgesellschaften, die mit bedeutenden Geldmitteln zu arbeiten imstande sind. 
1910 zählte man ihrer 74, daneben gab es 332 selbständige Pflanzer und Farmer.
	        
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