Full text: Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete (Teil 4)

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fahrt hindern oder unmöglich machen und oft Überschwemmungen verursachen. 
Mit großen Kosten arbeitet die Regierung seit Jahren daran, wenigstens eine 
Fahrrinne für die Schiffe freizuhaltend) Der Ostsudan ist bei seiner Regen- 
armut fast ganz Steppe. An den Flüssen zieht sich frischgrüner Uferwald hin. 
Sonst gibts nur lichte Trockenwälder, die hauptsächlich aus Gummiakazien 
bestehen. Doch ist das Land noch einer großen wirtschaftlichen Entwicklung 
fähig, da weite Strecken künstlich bewässert und zum Anbau von Getreide und 
Baumwolle verwendet werden können. Heute besteht die Ausfuhr hauptsächlich 
aus Klebegummi (1911 für 9,1 Mill. Mk.), Elsenbein und Straußenfedern. 
Die Bewohner sind überwiegend Neger, im N. Nubier, ein semitisch- 
arabisches Mischvolk. Von großem Einfluß auf die Bevölkerung sind die 
Araber gewesen. Sie haben dem Lande eine höhere Kultur gebracht und den 
Islam eingeführt, sind aber durch den von ihnen betriebenen Sklavenhandel 
lange Zeit, bis zum Erscheinen der Engländer, eine furchtbare Landplage 
gewesen. 
Staatszugehörigkeit und Siedlungen. Der Ostsudan, auch Ägyptischer Sudan 
genannt, gehört dem Namen nach zu Ägypten, kann aber als englisches Gebiet bezeichnet 
werden. Die Eroberung durch Ägypten begann 1822 unter Mehmed Ali. Das neu- 
gegründete Khartum entwickelte sich rasch zu einem ansehnlichen Handelsplatz für Sklaven, 
Vieh und Elfenbein. Später wurden die Eroberungen über das ganze Nilland bis zum 
Alberlsee ausgedehnt. Der schändlicke Sklavenhandel aber und die Bedrückung durch die 
ägyptischen Beamten und Soldaten führten 1882 zu einem allgemeinen Ausstand. Ein 
kühner Abenteurer, der sich für einen Mahdi, d. h. Propheten, ausgab, gewann rasch eine 
beherrschende Stellung. Er zog gegen die englifch-ägyptischen Heere ins Feld, schlug sie und 
belagerte und eroberte Khartum, wobei der englische General Gordon seinen Tod fand. 
Khartum wurde zerstört und am linken Nilufer eine neue Sladt, Omdurman, als 
Herrschersitz gegründet. Erst 1899 gelang es, den Mahdistenausstand niederzuwerfen, und 
seitdem ist England Herr im Lande. 1898 und 99 machte auch Frankreich den Versuch, 
sich am Nil, bei Faschoda, festzusetzen, gab aber auf die Drohungen Englands hin seine 
Pläne wieder auf. 
Die Hauptstadt Khartum (21000 E.), am Zusammenfluß des Weißen und Blauen 
Nils, soll vor der Zerstörung 60000 E. gehabt haben. Seit 1900 ist sie durch eine Eisen- 
bahn über Berber mit Wadi Halsa und mit Suakin am Noten Meere verbunden. Die 
Engländer sind bemüht, „sie in europäischer Weise auszubauen und zum politischen und 
wirtschaftlichen Mittelpunkte" des Landes zu machen. Omdurman (40000 E.) gilt jetzt 
als Vorstadt von Khartum. W. vom Nil liegen die Landschaften Kordosan und Darfur, 
ehemals selbständige und dichtbevölkerte Reiche, mit den Hauptstädten El Obe'id und 
Fascher, rechts vom Flusse Senaar mit der gleichnamigen Hauptstadt am Blauen Nil. 
*) In letzter Zeit hat sich eine englische Gesellschaft gebildet, welche die Grasbarren 
nach einem von dem Berliner Chemiker Prof. Or. Haering erfundenen Verfahren zu 
Briketts (Suddit) von hohem Heizwert verarbeitet. Da dem tropischen Afrika Kohlen 
fehlen, ist die Erfindung von großer Tragweite für die Entwicklung der Dampfschiffahrt 
und des Eisenbahnwesens.
	        
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