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den Anfang seines Deltalandes gehabt haben. Später wälzte er seine 
Hauptmasse in einer ganz anderen Rinne fort als jetzt. Diese sowohl, 
wie auch die von ihr abzweigenden Arme sind verlassen; gegenwärtig 
hat sich der Rhein, von einigen unbedeutenden kleinen Armen abge- 
sehen, in einem einzigen Stromfaden konzentriert. In seiner bisherigen 
Nordwestrichtung fließt er bis zur deutschen Reichsgrenze fort, dann 
aber wendet er sich direkt nach Westen. In dem ersten Abschnitte 
durchströmt er zunächst die Cölner Bucht, mit welcher das Flachland 
tief in das niederrheinische Bergland eingreift. Im Mittelpunkte 
dieser Tieflandsbucht liegt das erst in diesem Jahrhundert wieder ge- 
wachsene Cöln, eine der ältesten Städte Deutschlands. Der große 
mächtige Strom, der bis hierher auch größeren Lastschiffen (Seeschiffen) 
Einfahrt gestattet, das fruchtbare Tiefland, das sich an beiden Usern 
hinzieht, die Ufer endlich, welche bei ihrer Höhe und Trockenheit hier 
einen bequemeren Übergang gewähren als weiter abwärts, bewirkten 
schon frühzeitig eine ansehnliche Niederlassung. Cöln entstand als 
römische Kolonie/) wurde im Mittelalter Residenz eines geistlichen 
Kurfürsten und infolgedessen eine Stadt mit zahlreichen Kirchen und 
Kapellen („das deutsche, das nordische Rom"). Bereits im 14. Jahr- 
hundert war Cöln die bedeutendste Handelsstadt am Rheine (Haupt- 
stadt des rheinischen Städtequartieres der Hansa) und im 15. mit 
50 000 Einwohnern wahrscheinlich die größte Stadt Deutschlands. 
In der Zeit von Deutschlands Erniedrigung teilte sie jedoch dessen 
Schicksal. Erst im Laufe dieses Jahrhunderts hat sie sich von diesem 
Verfalle wieder erholt. Gegenwärtig ist sie dreimal so volkreich 
(145 000 Einw.) als früher und wieder die erste Handelsstadt am 
Rheine. Als solche ist sie nicht nur Sitz der rheinischen Dampfschiff- 
fahrtsgesellschasten, sondern auch Knotenpunkt der niederrheinischen 
Eisenbahnen. Cöln ist auch Hauptsitz der rheinischen Industrie (Lau 
äs Cologne). Ein weiteres Wachstum ist durch ihre Eigenschaft als 
Festung 1. Ranges (bewacht mit dem gegenüberliegenden gleichfalls be- 
festigten Deutz den Eingang ins Rheinthal und den Rheinübergang: 
Berlin—Paris) unmöglich. An die Zeiten früheren Glanzes erinnert 
vor allem der weltberühmte, „der ewige Dom", das höchste Bauwerk 
der Erde (Grundfläche 6166 qm, Höhe der Türme 156 m, des Dach¬ 
firstes 61,5 m). 
Die Cölner Bucht wird eingeschlossen von den Vorbergen der 
Eisel im Westen und von dem westfälischen Sauerlande im 
Osten. Wenn auch auf dem linken Ufer die Berge bald verschwinden, 
so bleiben sie auf dem rechten doch bis gegen die Mündung der Ruhr 
dem Rheine nahe und treten nicht weiter als 8—15 km von seinen 
Ufern zurück. 
Das westfälische Sauerland breitet sich zwischen Sieg und Ruhr 
(Mohne) aus. Wenngleich von vielen tiefen und engen Thälern durch- 
schnitten, bildet es nur eine einzige, plateauartige Äergmasse, die ohne 
sonderlich hervortretende Bergrücken und ohne bedeutende Gipfel (hohe 
') Cöln ist entstellt aus Colonia Agrippina; so. qenannt nach Kaiser Claudius' 
Gemahlin, die hier geboren war. 
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