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und Waldland, herabgekommen durch polnische Mißwirtschaft, bedeckten weite Land-
striche, die jetzt fruchtbare Acker und Wiesen tragen (S. o.). Posen ist fast lauter
Warthegebiet und die ebenste aller preußischen Provinzen. Der Boden ist ziem-
lich fruchtbar, aber arm an Mineralien. Demzufolge ist die Landwirtschaft mit
ihren Zweigen die Haupt-, in den meisten Gegenden die einzige Beschäftigung der
Bewohner. Die ganze Provinz ist weniger industriell als irgend ein' deutsches
Land. Nur der vierte Teil der gesamten Bevölkerung wohnt in Städten. Die
Bewohner derselben sind zur Hälfte Deutsche; auf dem Lande überwiegen die
Polen, die noch mehr als die Hälfte (ca. 60%) der Bewohner ausmachen. Die
meisten sind katholischer Konfession. Unter je 20 Einwohnern ist 1 Jude. Haupt-
stadt ist das in der Mitte der Provinz gelegene Posen.
Städtetafel:
Prov. Posen: Prov. Pommern:
Posen 66 T. Einw. Stettin 92 T. Einw.
Vergleich der Hauptteile des Odergebietes nach Größe
und Volkszahl.
Prov. Schlesien . .40 290 qkm, 4 008 000 E,, also auf 1 qkm 99 E.
Prov. Brandenburg 39 900 „ 3 390 000 „ „ „ 1 „ 85 „
Prov. Posen ... 28 950 „ 1 703 000 „ „ „ 1 „ 59 „
Österreich.-Schlesien 5150 „ 565 000 „ „ „1 „ 110,,
C. Aas Keöiet der Weichsel.
. Die Weichsel entspringt im nordwestlichen Teile der Karpaten
in Österreichisch-Schlesien. Mit nördlichem Laufe erreicht sie bald die
Grenze des deutschen Reiches und bildet eine kurze Strecke den Grenz-
fluß der preußischen Provinz Schlesien. Durch die östlich von der
Oder sich ausbreitenden niedrigen Höhen, besonders durch das Tarno-
witzer Plateau wird sie gezwungen, in ihrem Laufe einen großen
Bogen nach Osten zu beschreiben. Zunächst geht sie in nordöstlicher
Richtung nach Galizien über, und berührt daselbst die in schöner und
fruchtbarer Ebene erbaute Stadt Krakau (66 000 Einw.), die man
neuerdings zu einer Festung ersten Ranges umgeschaffen hat. Unter-
halb dieses Ortes bildet sie die Grenze zwischen Galizien und Polen
(Österreich und Rußland), dann (an der Mündung des San) wendet
sie sich nach Norden und tritt ganz in Polen ein. Die gesegneten
Fruchtebenen dieses Landes durchströmt sie anfangs zwischen steilen
und bewaldeten Höhen, später auf einer breiten Thalsohle zwischen
niedrigen, zuweilen kaum erkennbaren Thalrändern. Hier erreicht sie
Warschau (340 000 Einw.), eine Stadt voll schöner Kirchen, prächtiger
Paläste und herrlicher Gärten. Schon oberhalb dieser Stadt wird der
Lauf der Weichsel immer mehr ein nordwestlicher, der er auch bis zum
Ende seines Mittellaufes (b./Thorn) bleibt. Oberhalb der Festung
Th orn tritt die Weichsel als gewaltiger Strom in das deutsche Reich
(preußische Provinz Westpreußen) ein. Bis zur Mündung der Brahe,