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und meist prachtvoll blaues Eisthor, das Gletscherthor genannt, 
hervorbrechen. Solche Gletscherbäche sind die Anfänge der später 
so majestätisch dahinrauschenden Alpenströme, und die Gletscher selbst 
sind die unerschöpflichen Wasserbrunnen, aus denen jene gespeist werden. 
Da nun die Gletscher ihre Gaben den ihnen entquellenden Strömen 
gerade dann am reichlichsten spenden, wenn (im hohen Sommer) die 
niederen Berge und Hügel ihren Tribut versagen, so erhalten sie ihnen 
stete, gleichmäßigere Wasserfülle. So führen also die Gletscher in 
Form von Eis die in der Region des ewigen Schnees sich allmählich 
anhäufenden Schneemengen in Regionen, wo dieselben schmelzen können. 
Sie spielen im Haushalte der Natur eine ähnliche Rolle wie die Ströme, 
sie entwässern nämlich gewisse Gebiete. 
Die Gletscher vermehren auch die Zugänglichkeit der Alpen; 
manche der tiefen Schluchten würde unübersteiglich sein, wenn nicht 
Schnee- und Eisbrücken einen Weg über sie bahnten. 
Die meisten Gletscher der Alpen tragen auf ihrer Oberfläche Ge- 
steinsschutt. Von den steilen Felsen, welche ein Gletscherbett begrenzen, 
lösen sich häufig Stücke los, und diese Trümmer fallen auf den Glet- 
scher hernieder. Hier bleiben sie liegen, und im Laufe der Zeit fam- 
melt sich so am seitlichen Rande, des Gletschers ein langgedehnter 
Schutthaufen. Diesen Schuttwall nennt man Seitenmoräne. Der 
langsam sich vorwärts bewegende Gletscher nimmt jenen Schuttwall 
nun mit sich und führt ihn thalabwärts. Da wo zwei mit solchen 
Seitenmoränen sich wie zwei Flüsse vereinigen, da verschmelzen auch 
die beiden sich zugewendeten Seitenmoränen zu einem einzigen Walle, 
welcher die Mitte des vereinigten Gletschers einnimmt. Diesen Wall 
nennt man dann Mittelmoräne. So führen in Gestalt der Seiten- 
und Mittelmoränen manche Gletscher nicht unbeträchtliche Gesteinsmassen 
mit sich und bekunden aus das deutlichste ihre transportierende 
Thätigkeit. 
Wie durch die Gletscher wird auch durch die Lawinen ein Teil 
des lockeren Hochgebirgsschnees dem Thale zugeführt. Dies geschieht 
namentlich im Frühjahre, wenn der erweichte Schnee an den steileren 
Hängen nicht mehr haften kann. Der Schuß eines Jägers, der Pfiff 
einer Lokomotive, ja das Jauchzen eines sangesfrohen Älplers genügt 
dann, um so gewaltige Schneemassen in Bewegung zu setzen. Ohne 
die Lawinenstürze würde manche hochgelegene Matte ohne Vegetation 
bleiben. Wieder aber gehören die Lawinen zu den furchtbarsten aller 
Naturerscheinungen. Indem sie Bäume und Felsblöcke mit sich fort- 
reißen und Häuser und ganze Wälder und Dörfer verschütten und be- 
graben, verursachen sie die Verwüstung und Zerstörung aller auf ihrem 
Wege liegenden Gegenstände. 
Unter den eigentümlichen Naturgebilden der Alpen sind noch die 
zahlreichen 
t Seen von besonderem Interesse und großer Wichtigkeit. Es sind 
kleine im innern Hochgebirge und größere zu beiden Seiten 
desselben. 
Die kleineren Seen schmücken die höhern Alpengaue und werden 
deshalb Hochgebirgsseen genannt. Sie erhalten, da die Gletscher
	        
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