Full text: Länderkunde von Europa (Teil 3)

Westeuropa. 
Das Königreich der Niederlande (Holland).^ 
33000 qkm (nicht ganz die Hälfte von Bayern), 6Mill. Einw., auf 1 qkm 180. 
Lage und Grenzen. Die Niederlande stoßen im Osten an das Deutsche 
Reich und im Süden an Belgien. Gegen keines der beiden Reiche besteht eine 
scharfe natürliche Grenze; vielmehr sind beide Gebiete mit Holland enge ver- 
bunden: Deutschland durch den Rheinstrom, Belgien durch Maas und Schelde. 
Nach Norden und Westen grenzt Holland an die Nordsee. Die Niederlande 
bilden mit dem benachbarten Flachbelgien den westlichsten Teil des Germanischen 
Tieflandes. Das ganze Mittelalter hindurch war Holland auch mit Deutschland 
vereinigt; erst 1648 löste es sich endgültig davon ab. 
Küste. Die holländische Küste ist wie die deutsche stach; sie ist im Norden 
Marschen-, im Westen Dünenküste. Tiefe Buchten, deren größte die Süder- 
see ist, zahlreiche Gestade-Jnseln und die breiten Mündungen des Rheins, der 
Maas und der Schelde begünstigen die Seeschiffahrt in hohem Maße. Schiffbau, 
Fischfang, Seeschiffahrt und überseeischer Handel zählen daher schon seit Jahr- 
Hunderten zu den bedeutendsten Erwerbszweigen des Landes. 
Bodengestalt und Meereshöhe. Die Niederlande sind wie Nordwest 
deutschend fast ganz flach. Ein großer Teil des Landes liegt sogar einige Meter 
unter dem Meeresspiegel, so daß er schon bei gewöhnlichem Wasserstande von 
der See bedeckt würde, wenn ihn nicht hohe Dünen und kunstvolle Deiche vor 
Überschwemmung schützten. Im N. ist indes die Dünenkette mehrfach unter- 
brochen. Sturmfluten haben sie zertrümmert, so daß hier eine Reihe von Inseln 
(die Westfriesischen Inseln) dem Festlande vorliegt wie an der deutschen Nordsee- 
küste. Holland hat unter allen Ländern Europas die tiefste Lage. 
Bewässerung. Die Niederlande sind das Mündungsgebiet des Rheins, 
der Maas und der Schelde; sie verdanken sogar ihre Entstehung zum Teil den 
Anschwemmungen des Rheins. Das Rlseindelta beginnt hart an der deutschen 
Grenze. Hier teilt sich der Strom in zwei große Arme; der rechte wird noch 
eine Strecke lang Rhein, dann Lek, der linke Waal genannt; mit der Waal 
vereinigt sich die Maas. Südlich von ihr mündet die Schelde. — Das Land 
besitzt, da essehr wasserreich und eben ist, viele Kanäle; diese dienen der Ent- 
Wässerung und in hervorragender Weise auch dem Verkehr. Der Entwässerung leisten 
*) Dr. A. Geistbeck, Geogr. Bilderatlas von Europa. Leipzig, Bibliogr. Institut. 
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