Full text: Länderkunde von Europa (Teil 3)

Osteuropa. 57 
Die Hauptsiedelungen liegen an der Wolga, der wichtigsten Verkehrsader. 
Nifchni-Nowgorod am Zusammenflüsse von Oka und Wolga, mit der bedeutendsten 
Handelsmesse Rußlands. — Kasan, nahe der Biegung der Wolga, Hauptsiedelung auf der 
großen Straße von Moskau über den mittleren Ural. (180000 Einw.) — Samara 
und Saratow (särätof), lebhafte Handelsplätze; in ihrer Umgebung zahlreiche von Deut- 
scheu gegründete Kolonistendörfer. — Astrachan, im Mündungsgebiet der Wolga, 
Mittelpunkt des kafpifcheu Handels, namentlich mit Fischen und Kaviar. — Am unter- 
sten Wolgalauf nomadisieren Kirgisen und Kalmücken, mongolische Volksstämme. 
Die Randgebirge. 1. Das Jailagebirge auf der Halbinsel Krim. In seinem 
Schutz gedeihen an der Südostküste immergrüne Laubgewächse und Südfrüchte 
(Russische Riviera), und Lustschlösser russischer Fürsten schmücken die Gestade; 
hier der Kriegshafen Sewastopol und der Kurort Livadia. 
2. Der Ural. Der Mittlere oder Erzreiche Ural (bis 55°) liefert 
Edelsteine, Eisen, Gold, Silber, Platin und Kupfer. Perm an der. Kama und 
Jekateriuburg sind Mittelpunkte des uralischen Bergbaues. Die Übersteigung 
des Gebirges bereitet keine Schwierigkeit, da der höchste Punkt der Straße nur 
350m erreicht. Aus dem Südlichen Ural kommt der Uralfluß. Die Sibirische 
Eisenbahn überschreitet den Ural östlich des Wolgaknies. 
Das Großfürstentum Finnland, das Land „der tausend Seen". Die Fin- 
nische Fels' und Seenplatte, die Fortsetzung der skandinavischen Tafel, ist eine niedrige, 
felsige Granitplatte, fast ganz mit Seen, Sümpfen und Wäldern erfüllt, daher 
dünn bevölkert. Nur an der Küste befinden sich größere Städte. Hauptort ist 
Helsiugfors am Finnischen Meerbusen. Die Bevölkerung besteht aus den mon- 
gotischen Finnen und, besonders an der Küste, aus Schweden. Beide Völker be- 
kennen sich zum Protestantismus. — Den Haupterwerb bildet die Holzgewinnung. 
Wirtschaftliche Bedeutung Rußlands. Die wasserreichen, fruchtbaren 
Tiefländer und das Klima weisen Rußland auf den Ackerbau hin. 
Rußland ist in der Tat der größte Ackerbaustaat Europas. 
Ein erheblicher Teil der europäischen Getreideernte wird nach Deutschland aus- 
geführt. Doch ist nur wenig mehr als x/4 der Reichsfläche bebaut und auch 
dieser Teil könnte bei besserem Betriebe den dreifachen Ertrag liefern. Viehzucht 
wird im Südosten nur nomadisch betrieben. — Die Meere und Flüsse liefern reich- 
liche Mengen von Fischen, das Kaspische Meer insbesondere Kaviar und Hausen- 
blase. (Kaviar, d. i. der eingesalzene Rogen, und Hausenblase, d. i. die innere 
Haut der Schwimmblase, stammen von den Störarten.) 
Mit seinen Mineralien nimmt Rußland in Europa eine wichtige 
Stelle ein. Jnbezng auf Gold übertrifft es alle anderen europäischen Staaten, 
Platin liefert Rußland in Enropa ganz allein. Seine Kohlen- und Eisenlager 
harren teilweise erst der Erschließung. Im Großgewerbe sind besonders die 
Baumwoll-, Wollen- und Lederindustrie zu Bedeutung gelangt; letztere liefert 
das berühmte Juchten- und Saffianleder. 
Der Handel Rußlands ist bei dem Reichtum des Landes an Er- 
zeugnissen ziemlich lebhaft. Getreide, Flachs, Hanf, Häute, Holz werden 
ausgeführt, Rohstoffe und halbfertige Waren eingeführt. Aus Asien bezieht Ruß- 
laud Baumwolle und Rohseide für feine Fabriken und den Tee, der das
	        
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