60 Die deutschen Kolonien.
infolgedessen am leichtesten ein Vordringen nach dem Innern des Erdteils. Auch
ist die Küste wegen der dort auftretenden Ästuarien zugänglicher; insbesondere be¬
sitzt sie in Duala am Kameruu-Ästuar einen trefflichen Hafenplatz.
Außerdem hat die Kolonie infolge der jüngst eingetretenen Vergrößerung uu-
nüttelbaren Zugang zur Hauptwasserader Jnnerafrikas: dem Kongo und seinem
großen Zufluß: dem Ubangi.
Der Entwicklung des Handels stehen freilich auch in Kamerun mancherlei Hin-
dermsse entgegen. Die Küste ist, abgesehen vom Kamernn-Ästuar und dem des Rio
del Rey, teils flaches, sumpfiges Schwemmland teils versandet. Der an die Küsten-
zone sich anschließende UrWaldgürtel mit einer Breite von 150 bis 300 km erschwert
den Zugang zum gebirgigen Hinterlande in hohem Grade. Dann sind auch die Flüsse
nur auf kurzen Strecken schiffbar, da ihr Lauf auf dem Wege über das Randgebirge
durch Wasserfülle und Stromschnellen unterbrochen wird. Die einzige Stromstraße
ins Innere bildet der Niger-Benue; dieser ist aber größtenteils in britischem Besitz.
Die schlechten natürlichen Verkehrsverhältnisse sind ein Hauptmangel
der Kolonie. Um so mehr bedarf es der Erschließung der Kolonie durch Eisen-
bahnen. Der Bau einer Eisenbahn-von der Küste nach dem Tsadsee, die sog. Nord-
bahn, ist bereits in Angriff genommen. Die erste Teilstrecke derselben, Duala-
Manenguba-Berge (160 km), ist vollendet. Die Mitte der Kolonie soll die Linie
Duala-Edea-Widimenge (am Njong) erschließen. Mit ihrem Bau ist ebenfalls
schon begonnen. Die wirtschaftliche Entwicklung der Kolonie kann erst
zur Höhe gelangen, wenn umfassendere Bahnbauten geschaffen
werden.
Trotz der Ungunst der Verhältnisse hat der Handel der Kolonie doch schon
eine ansehnliche Höhe erreicht, freilich nicht durch Erzeugnisse des Ackerbaues, sondern,
wie in Togo, durch Gewinnung von Kautschuk und Olpalmenerzeugnissen.
Die größten Bestände an Kantschukbäumeu gehören Südkamerun an, das ganz
Waldland ist. Zu den wichtigeren Ausfuhrerzeugnissen zählen noch Elfenbein
und insbesondere auch Kakao*). Dieser wird aus dem äußerst fruchtbaren Boden
der Abhänge des Kamerunberges (zwischen dem Ästuar des Rio del Rey und dem
Kamernn-Hasf) mit sehr gutem Erfolge gebaut. Noch geeigneteren Boden für tropische
Pflanzungen bieten die um den Manengnba ausgebreiteten Basaltmassen. Hier
gedeiht auch die Tabakpflanze vortrefflich. Die Hochfläche des Innern eignet
sich gegen Norden und um den Tsadsee zum Baumwollbau, besonders in Adamaua
verspricht sie gute Ergebnisse. In den Urwäldern finden sich manche Arten von
Edelhölzern. Das wichtigste Wirtschaftsgebiet verspricht mit Rücksicht auf Er-
tragsfähigkeit des Bodens und die Bevölkerungsverteilung Nordwestkamerun zu
werden. Der Süden ist durch den Menschenmangel und der äußerste Norden durch
seine weite Entlegenheit im Nachteil. — Die Einfuhr zeigt eine ähnliche Zusammen-
setzung wie in Togo. Auf das Deutsche Reich entfallen von dem Gesamthandel
(1912: 57 Mill. M.) acht Zehntel.
*) Ausfuhr 1913:
Kautschuk 12100000 M. ' Kakao 5700000 M.
Olpalmenerzeugnisse 8100000 „ Elfenbein .... 824000 „