122 Dritter Cursus.
marinde, Farnbäume und Bambusse dominiren in den Wäl-
dern; von den Sträuchern Myrthen- und Oleanderformen.
Unter den Fruchtbäumen steht der Pisang obenan, dessen gur-
kenartige Früchte geröstet als Brod dienen. Der Melonen-
bäum hat eine melonenartige Frucht, die mit Zucker vermischt
ein angenehmes Fleisch giebt; der Mandelbaum liefert die
dreieckigen mandelartigen Nüsse. Der Kuh bäum giebt eine
vegetabilische Milch, welche die Eingeborenen zum Mais- oder
Maniokbrod genießen; die kürbisartigen Fruchthüllen des
Flaschen- oder Calabassenbaumes dienen als Gefäße. Kraft
und Fülle ist nicht blos den Bäumen, sondern auch den Grä-
sern, Sumpf- und Wasserpflanzen eigen. Die Gräser errei¬
chen eine Höhe von 5 m; auf den Flüssen Guyanas thront
die schönste und größte Wasserrose der Welt, die Victoria
regia. Brasilien ist gegenwärtig das erste Kaffeeland der Erde.
8. Das . gemäßigte Südamerika wird, wie das heiße,
durch die Anden in ein westliches und östliches Gebiet
getheilt, wovon das erstere (Chile) als die Heimat der Kar-
toffel und Araucarie (ein Nadelbaum mit mandelgroßen eß-
baren Samen), das letztere (La Platagebiet) das Vaterland
des Matestrauchs ist, der den Bewohnern den Thee lie-
fert. Wo die Wälder in diesem Gebiete aufhören, beginnen
die Grasmeere der Pampas.
§. 8. Die Thierwelt Amerikas.
1. Die Thierwelt tritt in Amerika bei der Ueppigkeit
und Fülle der Pflanzenwelt zurück, sowohl was die Größe als
auch was das Vorkommen nutzbarer Thiere betrifft. Amerika
besaß vor der Entdeckung durch die Europäer keine milchge-
benden Hausthiere — der Bison war nicht zähmbar, weshalb
bei den Ureinwohnern die Möglichkeit der EntWickelung von
Hirten- und Nomadenvölkern fehlte. Es lassen sich 5 Thier-
zonen unterscheiden.
2. Der Norden ist die Zone der Pelzthiere und reicht
bis zu den canadischen Seen. Die schönsten Zobel kommen
von den Küstenländern der Hudsonsbai, die schönsten Nerze
(Marder) von der Ostküste. Biber, Bisamratten, verschiedene
Füchse und Fischottern sind ziemlich zahlreich. Der Bisam¬
ochse dringt unter den größern Säugethieren bis 78" N. vor.
Das Rennthier wird hier nirgends gezähmt.
3. Das nordamerikanische Reich umfaßt die Staaten
der Union (zwischen 50" und 30" N.). Charakteristisch sind die
Jnsectenfresser, die in Südamerika ganz fehlen. In den Prai-