I. Nordasien oder Russisch-Asien.
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russische Kolonisten, teils Verbrecher aus Rußland. Letztere haben
entweder in den Bergwerken zu arbeiten oder Pelztiere zu jagen oder den
Boden urbar zu machen. — Die Eingebornen sind vielfach noch dem Heiden-
tum und zwar in der Form des Schamanismus') ergeben.
Städte: In Westsibirien: Am Ostabhange des Ural: Jekaterinburg (benannt
nach der Kaiserin Katharina II.) in der Bergwerks- und Hüttengegend. — Am Jrtisch:
Tobolsk. — Am Ob: Barnaul, Bergwerksstadt. Unweit des Ob: Tomsk,
30T. E. — In Ostsibirien: Am Jenissei: Jenisseisk. — W. vom Baikal:
Jrkutsk, 33T. E.; größte Stadt Sibiriens, Hauptstapelplatz der ostsibirischen Produkte,
sowie der Waaren des russisch-chinesischen Grenzverkehrs. — An der Selenga, einem
Zufluß des Baikal: Kiachta, der wichtigste Grenzhandelsplatz, namentlich chinesischen
Thee importierend. — Ö. vom Baikal: Nertschinsk, Hauptort des trausbaikalischeu
Bergbaus. — An der mittleren Lena: Jakutsk, wichtig durch Pelzhandel, eine der
kältesten Städte der Erde. — An der pazifischen Küste: Wladiwostok und
Nikolajewsk, letzteres an der Mündung des Amur; beide Orte sind die End-
punkte des großen sibirischen Überlandtelegraphen, der von Europa her
durch ganz Sibirien bis an den stillen Ozean zieht.
Zu Sibirien gehören noch die Inselgruppe Neu-Sibirien im n, Eismeer und
die Insel Sachalin im ochotskischen Meer.
2. Curau oder Turkestau 2).
Lage. Turau liegt zwischen dem kaspischen See und den w. Terrassen
von Zentralasien, zwischen Iran und Sibirien.
Bodengestalt. Der Bod enge st alt nach ist Turan, abgesehen von
den Terrassenländern im O., Tiefland. In früherer Zeit war es vom
Meere bedeckt. Reste dieses vormaligen Meeres sind noch heute der Kaspi-
see, der Aralsee und die weiteren kleineren Salzseen der Ebene. Der
Kaspisee ist gleichsam die tiefste Stufe des ganzen Gebietes; denn er liegt
26 m unter dem Spiegel des schwarzen Meeres. Im W. bildet die Fort-
setznng der Ebene das große Volk er thor zwischen Uralgebirge und Kaspisee,
durch das schon oftmals gewaltige Völkermassen gewandert sind.
Bewässerung. Als Hauptsammler der Gewässer erscheint der
Aralsee. In ihn ergießen sich Amu (Oxus) und Sir (Jaxärtes).
Der Sir entspringt im Tianschan-Gebirge und tritt nach längerem w. Laufe in
das Tiefland, in dem er gegen NW. fließt. — Der Amu hat seine Quellflüsse auf
dem Hochland Pamir; nach deren Vereinigung strömt er w., dann nw. — Trotz dieser
Zuflüsse schreitet die Eintrocknung des Aralsees mehr und mehr fort.
Klima. Dasselbe zeigt schroffe Gegensätze. In Chiwa z. B. ist der
Amu 4 Monate lang fest gefroren, während der sommerliche Sonnenbrand
töten kann. Zuweilen wehen im Winter schreckliche Schneestürme, die sog.
J) Der Schamanismus beruht auf dem Irrtum, daß der Mensch mit unsicht-
baren Mächten in Verkehr treten und sie zum Gehorsam zwingen könne. Beides ge-
schieht durch die Auwendung von sinnbildlichen Gebräuchen und geheimen Kraftsprüchen,
worauf sich vorzugsweise die Zauberer, die sog. Schamanen, verstehen. Der Name
„Schamanismus" ist aus einer Verderbung von entstanden, wie in Indien
die buddhistischen Einsiedler und Büßer geheißen werden.
2) — Land der Türk.
Geistbeck, Geographie für Mittelschulen. 11