Full text: Grundzüge der Geographie für Mittelschulen sowie zum Selbstunterricht

III. Südasien. 
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Stämme oder Kasten. Letztere ist so streng, daß ein Ubergang aus einer Kaste in die 
andere unmöglich ist. 
4. Die Hindu treiben schon von alters her Ackerbau, Industrie und 
Handel; aber in neuester Zeit erfuhreu all diese Erwerbsquellen infolge 
des englischen Einflusses einen solchen Aufschwung, daß gegenwärtig 
fast die Hälfte der asiatischen Ein- und Ausfuhr auf Indien 
kommt. Der größte Teil der Ausfuhr entfällt auf die schon oben er- 
wähnten Produkte des Pflanzenreichs: Baumwolle (nächst der Union ex- 
portiert Indien hievon das größte Quantum), Weizen, Reis, Indigo, Opium, 
Jute, Thee, Pfeffer, Zimmt und Kaffee*). 
Was die Verkehrsmittel betrifft, so erfreut sich Vorderindien eines hoch ent- 
wickelten Eisenbahn- und Telegraphennetzes. Sein Eisenbahnnetz wird nur noch von 
dem europäischen und dem der Union übertroffen; allerdings ist Vorderindien das 
einzige große Land, welches in Asien ein Eisenbahnnetz aufzuweisen hat'*). 
Politischer Zustand. Vorderindien gehört zum weitaus größten Teile den 
Engländern. Nur im Himalaja haben zwei kleine Reiche ihre Selbständigkeit zu 
erhalten vermocht: B h u t a n (butäu) und Nipal (nipäl). — Die englische Herrschaft 
ist in Vorderindien eine zweifache. Der größte und bevölkertste Teil steht im un- 
mittelbaren Besitze der Engländer und bildet mit den britischen Gebieten an der 
Westküste Hinterindiens das anglo-indische Kaiserreich (mit mehr als 
2,3 Mill. qkm und 202 Mill. E.), dessen Monarch der Träger der britischen Krone ist. 
Das übrige Vorderindien (mit über 1,2 Mill. qkm und 52 Mill. E.) nehmen die 
Schutzstaaten ein, die in verschiedenem Grade von der britischen Krone abhängig 
sind. Britisch-Jndien im ganzen hat somit einen Flächeninhalt von 3,6 Mill. qkm 
und 256Mill. E. — Die Zahl der Engländer in Britisch-Jndien beträgt kaum 120T. 
Landschaften und Städte: 
1. Die Himalaja-Landschasten. Im W. der Schutzstaat Kaschmir, ein 
herrliches gesundes Gebirgsland und Heimat der Tibetziege, deren feines Haar das 
Material für die Kaschmirshawls liefert. — Im O. liegen die einzigen noch nnab- 
hängigen Staaten Nipal und Bhutan. 
2. Das Jndnsgebiet. Im Kabulthal: Peschawar (peschaur), eine wichtige 
Festung, da sie den Zugang von Afghanistan nach Indien beherrscht. — Im Pand- 
schab: Lahore (lahör) an der großen Handelsstraße vom Kabulthal nach dem Ganges, 
150 T. E. 
3. Das Gangesgebiet; es enthält die meisten Großstädte. An der Dschamna: 
Delhi, 170T. E. und Agra, 160T. E. — Am Zusammenfluß von Dschamna und 
Ganges: Allahabad (allahabad), ein Hauptwallfahrtsort der Hindu, 150T. E. — 
*) Wert der Ausfuhr 1883 in Mill. Mk. 
Rohe Baumwolle 321 Weizen 122 
Opium 230 Jute 117 
Nels 170 Felle und Häute 89 
Sämereien 154 Thee 74 
Gesamtausfuhr: 1690 Mill. Mk. 
2) Die Linie Bombay-Caleutta (1400 engl. Meilen) wird in 45 Std. 
durchfahren.
	        
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