Full text: Grundzüge der Geographie für Mittelschulen sowie zum Selbstunterricht

200 
Zweite Lehrstufe. 
Bevölkerung. Die Bevölkerung des Sudan bilden die sog. 
Sudanneger. Ein von den Negern äußerlich vielfach verschiedener Stamm 
sind die Fulde oder Fellata (fellata) im Nigergebiet. 
Die Neger haben dunkle, bräunliche oder schwärzliche Hautfarbe, wolliges Haar 
wenig Bart, kleine Stirn, hervorstehende Backenknochen, breite flache Nase, wulstige 
Lippen. Es kommen indes viele Abweichungen von diesen allgemeinen Merkmalen vor; 
auch vereinigen sich dieselben nicht bei einem einzelnen Stamme. — Höhere Gesittung 
hat sich bei den Negern nicht entwickelt. Sie treiben zwar Ackerbau und Viehzucht, 
sind im Besitze verschiedener Fertigkeiten — sie verstehen Eisenerze auszuschmelzen und 
zu Waffen und Werkzeugen zu verarbeiten —, sie zeigen ferner große Begabung für 
den Handel, aber sie sind arm an eigenen Erfindungen, verstehen sich wenig auf 
Schiffahrt und sind teilweise sogar noch der Menschenfresserei (Anthropophagie) ergeben. 
Auch in religiöser Beziehung stehen die Neger noch auf sehr niedriger Stufe; doch 
breitet sich seit neuester Zeit unter ihnen von Norden her mehr und mehr der Islam aus. 
Politische Einteilung. 
I. Im westlichen Sudan sind zu unterscheiden: 
1. Senegambien, d.i. das Tiefland des Senegal und Gambia. Hier besitzt 
Frankreich einige kleinere Niederlassungen; die wichtigste darunter ist St. Louis 
(säng lui) am Ausfluß des Senegal. — An der Mündung des Gambia liegt die 
englische Besitzung Bathurst (baddßörst). — In den französischen Besitzungen 
besteht bereits eine Eisenbahn; deren Fortsetzung nach dem Sudan ist in Aussicht 
genommen. 
2. Oberguinea, d.i. der Küstenstrich vom Kap Sierra Leone (—Löwengebirge) 
bis zum Nigerdelta. Man unterscheidet in der Richtung von W. nach O. folgende 
Gebiete: a) die Sierra-Leone-Küste; hier der englische Ort Freetown (sritann); 
b) die Psesserküste (nach den hier in den Handel kommenden Paradicskörnern so 
benannt); hier die Negerrepnblik Liberia mit dem Hauptorte Monrovia; e) die 
Zahnküste (so bezeichnet, weil von dieser Küste viel Elfenbein ausgeführt wird); sie 
ist bedeutsam als Wohnsitz der Krn-Neger, die im Gegensatz zu fast allen anderen 
Küstenstämmen große Seetüchtigkeit zeigen und sich oft als Matrosen verdingen; d) die 
Goldküste (von den Europäern einstens besonders begehrt wegen des hier vorkommenden 
Goldstaubes); sie ist jetzt fast ganz in englischem Besitze. N. der Goldküste erstrecken 
sich zwei grausam regierte Negerstaaten: das Reich der A s ch a n t i mit dem Hauptorte 
Kumassi und der Staat Dahbme (dahöme) mit der Hauptstadt Abome, e) die 
Sklavenküste (so genannt wegen des in früherer Zeit hier sehr schwunghaft betrie- 
benen Sklavenhandels); wichtig ist für diese Gegend der Handel mit Palmöl, das 
aus der Nuß der Ölpalme gewonnen wird und für die Stearinkerzen- und Seifen- 
fabrikation ein unentbehrliches Material bildet. Hauptausfuhrhafen ist das englische 
Lagos. — Unter deutschem Protektorate stehen hier seit neuester Zeit das Koba* 
Land und das Kapitai-Land n. von Sierra Leone um den 10. Grad n. 
Breite (zwischen den Küstenflüssen Pongo und Debrecka) (1300 qkm), ferner das Togo- 
Land mit den Orten Bageida und Porto Seguro, (1300 qkm) und im Innern des 
Golfs von Guinea das Gebiet von Kamerun (4300 qkm). 
3. Das Sudan-Plateau. Hier haben besonders die Fulbe oder Fellata 
mehrere größere Staaten gegründet. Unter diesen ragen namentlich die H a u s s a - 
Staaten zwischen Niger und Binue hervor. In ihnen fertigt man die besten ledernen 
Wasserschläuche, die bekanntlich den Wüsten-Karawanen unentbehrlich sind. — Eine kleine,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.