Full text: Leitfaden der Geographie für Mittelschulen

Die skandinavische Halbinsel oder Schweden und Norwegen. 119 
d) Sehr verschieden ist das Klima der Küsten; denn während die 
nördliche beständig von Treibeis umlagert ist, wird die südliche und westliche 
durch den Golfstrom davon frei gehalten. Der Golfstrom bringt überdies 
auch Treibholz aus Amerika, ein wichtiges Geschenk für die Bewohner der 
an Holz armen Insel. Doch reift auch an diesen begünstigten Strecken kein 
Getreide. Das Gestein ist meist nur von Moos (isländisches Moos") und 
Flechten bewachsen. Die Bewohner sind daher auf Fisch- und Vogelfang, 
auf Robbenschlag und Viehzucht angewiesen. In letzterer Beziehung spielt 
besonders das Schaf eine große Rolle. 
e) Die Bevölkerung, skandinavischer Abkunft, ist im 9. Jahrhundert 
dort eingewandert. Sie zeichnet sich durch hohe Begabung und großen 
Wissenstrieb aus. Jedermann kann dort, obwohl es keine Schulen gibt, 
lesen und schreiben. Klopstock und Homer, ins Isländische übersetzt, werden 
von den Bauern gelesen. Die Einwohnerzahl beträgt 70 T. 
An der SW.-Küste: Reikjavik (rekjawik d. h. Rauchbucht, nach den 
heißen Quellen der Nachbarschaft benannt), nur im Sommerhalbjahr mit 
Kopenhagen durch Dampfschiffahrt verbunden. 
0. Auswärtige Besitzungen. 
Zu Dänemark gehören die Ansiedlungen auf der Westseite von Grön- 
land mit etwa 10 T. Menschen und einige kleine Inseln in Westindien. 
Die skandinavische Katöinsel oder Schweden und 
Norwegen. 
Fast 800 T. qkm, 6 x/2 Mill. Einwohner. 
1. Grenzen und wngrechte Gliederung. 
1. Skandinavien wird im Norden vom nördlichen Eismeer, im 
Westen vom atlantischen Ozean, im Süden vom Skager Rak, Kattegat, 
Sund und der Ostsee und im Osten von der Ostfee und Rußland begrenzt. 
2. Die Nord- und Westküste gewährt für Europa das ausgezeichnetste 
Beispiel einer Steil- und Klippenküste. Unmittelbar aus dem Meere erhebt 
sich hier mit steilen Felswänden das Gebirge, und in die engen spaltenartigen 
Thäler dringt das Meer mit großer Tiefe ein. Es sind die fog. Fjords, 
welche die Reize von Meer- und Hochgebirgslandfchaften miteinander ver¬ 
binden. Die bedeutendsten find der Drontheimer-, Sogne-*) (sonje) 
und Hardangerfjord. — Das Meer hat außerdem den äußeren Küsten- 
rand zu Hunderten von kleinen nackten Felseninseln (Schären) zertrümmert, 
welche der Küste einen ausgezeichneten Schutz gegen feindliche Angriffe ge- 
währen. Den größten „Schärenhof" bilden °die Lofoten. — Ein außer- 
ordentlicher Vorzug der Westküste ist ihr mildes Klima. Infolge der Be- 
fpülung durch den Golfstrom und durch den Schutz, den das Gebirge gegen 
kalte Nord- und Ostwinde leiht, erfreut sich diese so hoher Temperaturen, 
daß bis über das Nordkap hinaus kein Hafen zufriert. In Breiten, wo in 
Nordamerika Expeditionen wegen großer Kälte elend endeten, finden sich hier 
noch städtische Ansiedlungen (Hammerfest 702/3 0 n. Br.). Am Hardangerfjord 
stehen sogar Kirschbäume, daß ein Mann deren Stamm gar nicht zu 
i) 170 km tief ins Land einschneidend.
	        
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