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Außereuropäische Erdteile.
I. Ar abien.
Lage. Arabien die größte Halbinsel der Erde (3 Mill. qkm = etwa
5mal so groß als das Deutsche Reich), wird im W. vom roten Meer
(mit der Straße von Bab el-Maudeb'), im S. vom arabischen Meer,
im O. vom persischen Meerbusen (mit der Straße von Ormus)
begrenzt. Von Syrien ist es durch Wüsten geschieden.
Bodengestalt. Ihrer Hauptmasse nach ist die Halbinsel eine Hoch-
ebene von 500 — 1000 m Höhe, welche in Stufen zu den umgebenden
Meeren abfällt.
Bewässerung. Die Bewässerung ist infolge des geringen Nieder-
schlages äußerst dürstig: es gibt fast nnr trocken liegende Thäler, fog. Wadis;
daher ist in Arabien das Wasserauffangen in Zisternen und die künstliche
Bewäffernng der Fruchtländerei uralt. Reichlicher fließt das Wasser nur in
den Stufenlandschaften, welche zeitweife Regen erhalten. Doch hat die ganze
Halbinsel nicht einen Fluß, der das ganze Jahr über in seinem Bette
Wasser führt.
Klima. Die Temperatur ist im Sommer den Tag über oft glühend
heiß (in Maskat an der O.-Küste wurden fchon Temperaturen von 50° C.
beobachtet), während die Nächte ziemlich kühl sind und den Tau nicht selten
in Reif verwandeln.
Produkte. Entsprechend den Niederschlags-, Bewäsferungs- und
Temperaturverhäituisseu ist der größte Teil der Hochfläche, abgesehen von
einzelnen Oasen, trostlose Wüste. Einen erfreulichen Gegensatz zu dieser
Einförmigkeit der Hochebene bilden nnr die besser bewässerten Stufenländer,
besonders die Landschaften Jemen (jemen) im SW. und Oman (omän) im
SO. Fast alle Kulturpflanzen der Erde gedeihen hier in üppigster Weise,
vor allem der Kaffeebaum, der Balsambaum und die Dattelpalme. Auch
das Gummi arabicum2) und der Weihrauch3) haben hier ihre Heimat.—
Von den Tieren Arabiens sind besonders die Pferde zu großer Berühmt-
heit gelangt, sie gelten als die schönsten der Welt. Das wichtigste Haustier
des Arabers ist das Kamel. — An allen Küsten werden Perlen gefunden;
die kostbarsten fifcht man im perfischen Meerbusen.
Bevölkerung. Die Bewohner (nur ea. 5 Mill.), dem semitischen
Stamme angehörig, sind nur zum kleineren Teile Nomaden (Beduinen"). —
Die durchwegs herrschende Religion ist der Mohammedanismus oder
Islam, der durch Mohammed 632 u. Chr.) von Arabien seinen Ausgang
nahm. — Jeder der Stämme hat sein Oberhaupt (Scheh) [schech]. Sprich¬
wörtlich ist die arabische Genügsamkeit und Ritterlichkeit.
Staatliche Einteilung. Arabien ist teils dem türkischen Sultan unter-
than, teils unabhängig.
1. Die türkischen Besitzungen: sie umfassen die Landschaften Hedschas
(hedschäs) und Jemen an der W.-Küste und den nördlichen Teil der O.-Küste. —
In Hedschas: Mekka und Medina (medina), die heiligen Städte der Mohammedaner;
beide Orte sind das Ziel zahlreicher Wallfahrten, Der Hasen von Mekka ist Dschidda. —
In Jemen: Mocha am roten Meere, einst bedeutender Aussuhrhafen für Kaffee;
heute deckt der arabische Kaffee nur Vioo des europäischen Kaffeeverbrauchs.
i) — Thor der Thräueu, so genannt wegen der gefährlichen Fahrt durch das
klippenreiche rote Meer.
s) Es ist das Erzeugnis mehrerer Akazien.
3) Ein Gummiharz.
*) d. h. Wüstensöhne; sie durchziehen hauptsächlich das von Wüsten erfüllte
Innere.