Full text: Leitfaden der Geographie für Mittelschulen

Australien. 217 
bäume genannt, da sie reichlich Gnmmi ausschwitzen, und die^Akazien mit 
ihren nngefiederten Blättern. — Ausgedehnte Flächen sind mit Skrub, einem 
undurchdringlichen Strauchwerk, oder mit Spinisex, einer steisen, stachlichten 
Grasart, bedeckt. — Fast ganz fehlen dem Erdteile Nahrungspflanzen und 
Früchte, weshalb er auch uur eine geringe Zahl von Einwohnern ernähren 
konnte und der Ackerbau unmöglich war: dagegen gedeihen die eingeführten 
europäischen Getreidearten, ferner Wein und Südfrüchte in trefflicher Weise. 
3. Tierwelt. Diese ist so eigentümlich, daß sie eine besondere Region 
in der Tiergeographie ausmacht. Viele Gruppen fehlen ganz, so Affen, die 
großen Raubtiere, die Dickhäuter und selbst die Wiederkäuer; letzteres nament- 
lich ist von großer Wichtigkeit; denn dadurch war es den Bewohnern Australiens 
sogar versagt, sich wie die Nomadenvölker von Viehzucht zu ernähren. 
Am stärksten vertreten sind hier die der alten Welt ganz unbekannten 
Beuteltiere; hierher gehört das Känguruh, das auch Gegenstand der Jagd 
ist; seltsam sind ferner die Schnabeltiere. Wild oder halbgezähmt ist der 
australische Hund, der sog. Ding o, eine Geißel der Schafherden. — Reicher ent¬ 
wickelt ist die Vogelwelt (Papageien, besonders Kakadus, und der 
Emu-Strauß). — Die Europäer haben seit ihrer Niederlassung mit dem 
besten Erfolg ihre Haustiere eingeführt, so daß neben dem Bergbau die 
Viehzucht die Hauptnahrungsquelle der Kolonisten bildet. Besonders groß- 
artig wird neben der Rindviehzncht die Schafzucht (fast 100 Mill. Stück, 
3792: 105 Stücks betrieben'); nächst dem Golde und dem Weizen sind 
daher Wolle, Häute und Fleisch die Hauptausfuhrprodukte Australiens. 
VII. Bevölkerung. 
1. Zahl und Dichtigkeit. Die Gesamteinwohnerzahl beträgt (mit 
Tasmanien) etwas über 3 Mill. (1788: 1044); die dichtestbewohnten Gebiete 
(20—30 per qkm) gehören dem SO. an (warum?). 
2. Abstammung: Die Urbewohner Australiens bilden eine besondere 
Menschenrasse. Ihre Zahl ist sehr gering. — Die Ansiedler sind zum aller- 
größten Teil Briten; Deutsche finden sich in größerer Zahl fast nur in 
S.-Anstralien und Victoria. — In den Bergwerken arbeiten besonders 
Chinesen. 
Anmerkung.^ Die Australier stehen auf sehr niedriger Kulturstufe; sie 
bauen 1. kein ständiges Obdach, sondern leben als herumstreichende Jäger in einem 
aus Blättern oder Rinden verfertigten Zelte. 2. Ihre Waffen und Jagdgewehre sind 
Wurfgeschosse, vor allen Dingen der Speer, der Bnmerang und das Wurfbrett. 
3. Ihre Nahrung besteht aus den Erträgnissen der Jagd nnd des Fischfangs, sowie 
dem Nährstoff wildwachsender Wurzeln. — Gleichwohl ist die geistige Begabung 
der Australier nicht gering, was aus folgenden Punkten erhellt: 1. Ihre Sprachen 
besitzen einen großen Reichtum an Formen zum Ausdruck feiner Beziehungen; 2. sie 
anerkennen das Eigentum an unbeweglichen Sachen; 3. selbst die Verehrung eines 
gütigen unsichtbaren Wesens ist vielen Australiern nicht unbekannt. 
3. Kultur. Die Hauptquellen des Wohlstandes sind Viehzucht, Berg- 
bau und Ackerbau. — Der Handel Australiens ist bedeutender als der 
des großen Afrika. — Die Verkehrsmittel zeigen eine stetige Zunahme. 
Der Telegraph durchzieht Australien ngch allen Richtungen. Der Überland- 
telegraph (3157 km) verbindet Adelaide in Sudaustralien mit Port Darwins in 
Die Herdenbesitzer (Schafbarone) heißen Squatters (skwotters): sie bilden 
die Aristokratie der australischen Gesellschaft. 
2) Nach dem großen englischen Naturforscher benannt; port (englisch) — Hafen.
	        
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