Biologische Geographie. — II. Tiergeographie.
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X. Tropisch-afrikanisches Reich, von der dürftigen Strauchvegetation der
Sahara durch das Kulturland des Sudan, die Urwälder des Kongogebietes bis in
die Steppe der Kalahäri. Dattelpalme (Phoenix dactylifera), in den inneren
Steppen der Affenbrotbaum (Adansonia digitata), „Galerie- (oder Saum-)Wälder"
aus Palmen und Pandanus an den Flüssen, im W die Ölpalme (Elaeis guineensis),
auf den Kanarischen Inseln der aussterbende Drachenbaum (Dracaena draco), an
den sumpfigen Küsten Mangroven.
XI. Südafrikanisches, südlich vom Wendekreise des Steinbocks, reich an
Blumen und Sträuchern, die mit besonderen Vorkehrungen gegen die Trockenzeit
(März bis Mai) ausgerüstet sind. In Dentsch-Südwestasrika die Welwitschia
mirabilis.
XII. Das australische Reich umfaßt das Australfestland ohne deffen nörd-
liche und nordöstliche Ränder, dazu Tasmanien. In seiner Erforschung hat sich
nnser 1896 verstorbener Landsmann Ferdinand v. Müller ein Ruhmesdenkmal ge-
setzt. Längs der gesamten Ost- und Nordküste echte Tropenflora mit Palmen, Pan-
danus, Araukarien; im Innern Wüsten, weite Grasflächen, teils mit guten Weide-
kräntern, teils mit dem wertlosen Spinisexgras uud den berüchtigten „Skrubs";
im SW die merkwürdigen Grasbäume (Xantorrhoea) (Bild 35); weit verbreitet
die Holz, ätherisches Öl und Kino liefernden Eukalyptusarten.
XIII. Neuseeland verdient wegen seines ausgeprägten Endemismus als ein
eigenes Reich umgrenzt zu werden, denn mehr als drei Fünftel seiner einheimischen
Pflanzen kommen nur dort und auf den kleinen Nachbarinseln vor, während die
übrigen Teile starke Anklänge an Australien und Polynesien aufweisen. Reichtum
an Holzpflanzen und Baumfarnen.
XIV. Das antarktische Reich beschränkt sich auf das verschmälerte Ende
Südamerikas etwa südlich vom 40? 8. Es vereinigt die Grasebenen und Distel-
dickichte der südlichen Pampa, die Wälder der südlichen Anden mit ihrem Reichtum
an Schmarotzerpflanzen und die Moore uud Wälder Patagouieus und ist so eigen-
artig, daß hier in der geologischen Vergangenheit eine lange Trennung von den
übrigen Vegetationsgebieten bestanden haben muß.
XV. Das Reich der Anden ist wegen seiner bedeutenden nordsüdlichen Er-
strecknng und seiner beträchtlichen Erhebung über den Meeresspiegel ein Vermitt-
lnngsgebiet verschiedener Reiche.
II. Tiergeographie.
Bedingungen für die Verteilung der Tierarten und Tierfamilien über § 390.
die Erde. Wie die Pflanzen sind auch die Tiere fast über die ganze Erde
verbreitet, ja das Tierleben als Ganzes überschreitet im hohen Norden wie
in der Höhe der Gebirge die Grenzen, an denen das Pflanzenleben inne-
hält, und in der Tiefe der Meere kennt es anscheinend kaum irgendwelche
Grenze. Die einzelnen Arten und Familien aber sind abhängig von ahn-
lichen Bedingungen wie die Pflanzen, von der Temperatur, dem Maße
der Feuchtigkeit, den Nahrungsverhältnissen, die Wassertiere außer-
dem noch vom Salzgehalte der Gewässer. Die Verteilung der Tiere über
die Erde richtet sich jedoch durchaus nicht allein nach diesen Bedürfnissen,
sondern ebensosehr nach der genealogischen Entwicklungsgeschichte der einzelnen