B. Gestalt, Größe und wirkliche Bewegungen der Erde.
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kennen. Zu ebendieser Zeit werden die auf den Wendekreisen (23|-° nördlicher
bzw. 23|° südlicher Breite) gelegenen Orte von senkrechten Strahlen getroffen.
Bei der "dadurch bedingten Lage der Beleuchtungsgrenze (Fig. 226a, b) werden
nicht mehr alle Parallelkreise, sondern nur, wie bestündig, der Äquator durch
dieselbe halbiert. Für Orte auf dem Äquator also steht die Sonne auch jetzt
einen halben Tag über und einen halben Tag unter dem Horizont. Für Orte
nördlicher bzw. südlicher Breite aber erreichen die betreffenden Tagbogen der
Sonne ihren größten, die Nachtbogen ihren kleinsten Wert, die nördliche
bzw. südliche Halbkugel hat ihren längsten Tag. Stellung Fig. 226a wird
am 22. Dezember erreicht. Die Südpolargegenden werden bis zu 23|° vom
Pol entfernt während der Erdrotation ununterbrochen beschienen, die ganze
Nordpolarkalotte bis zu 23-|° vom Pol entfernt aber fällt in die unbeleuchtete
Erdhälfte. Die Südhalbkugel hat den längsten, die Nordhalbkugel den
kürzesten Tag. Da die Wärmeverhältnisse der Erde durch die Länge der Tage
und die mehr oder weniger senkrechte Richtung der auf die Erde fallenden
Sonnenstrahlen bedingt sind, so beginnt auf der Südhalbkugel der astro-
nomische Sommer, auf der Nordhalbkugel der astronomische Winter.
Stellung Fig. 226b aber wird am 22. Juni erreicht. Die nördliche Halb-
kngel hat den längsten Tag und Sommeranfang, die füdliche den kürzesten
Tag und Winteranfang. Die Gegenden am Nordpol, bis zu 23|-° von
demselben entfernt, werden während einer Rotation ununterbrochen von der
Sonne beschienen, während eine ebenso große Kalotte um den Südpol herum
keine Sonnenbestrahlung empfängt.
Für die nördliche Halbkugel (Fig. 227) beginnt der Verlauf der Jahreszeiten:
Frühling, Sommer, Herbst und Winter, zu der Zeit, wo die Erde in ihrer Bahn
sich an demjenigen Orte 1? befindet, von welchem aus die Sonne im Frühlings-
äquiuoktialpuukte der Ekliptik erscheint, am 21. März. Im übrigen sind die An-
sänge der Jahreszeiten durch die Orte 8, H, W der Erde in ihrer Bahn gegeben,
die den Eintritt der Sonne in den Sommersolstitialpuukt, den Herbstäquiuoktial-
Punkt und den Wiutersolstitialpunkt, also in je 90° im Ekliptikkreise voneinander
entfernte Punkte bedingen. In 8 steht die Erde am 22. Juni, in H am 23. Sep¬
tember, in W am 22. Dezember. Auf der nördlichen Halbkugel dauert (1911/12) der
Frühling 92a 20^1 .
Sommer 93" 14hjStammen 18S- 10".
Herbst 89-19h) ,
Winter 89- i^Mmmen 178- 20»,
Unterschied 7d14h.
Keine der vier Jahreszeiten ist also genau der anderen gleich. Aus der Nord-
halbkugel sind Frühling und Sommer um fast acht Tage länger als
Herbst und Winter, für die Südhalbkugel hingegen ist die Dauer des Winter-
Halbjahres um ebensoviel länger. Die Ursache dafür ist die elliptische Gestalt der
Erdbahn — in Fig. 227 weicht natürlich die Ellipse weit mehr vom Kreise ab, als
dies bei der Erdbahn tatsächlich der Fall ist — und die Lage der Apsidenlinie
dieser Bahn. Für die nördliche Halbkugel fällt das PeriHelium P in den Win-
ter, dav Aphelium A iu den Sommer, und es ist daher die Bewegung zwischen
Herbst (H) und Frühling (F) eine raschere als zwischen Frühling (F) und Herbst (H).
Erdkunde für Oberlyzeen. or>