III. Das Norddeutsche Tiefland.
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kommt die A l l e r. Diese empfängt vom Harz die Ocker und vom Eichsfeld die
Leine. — Tie E in s entspringt auf dem Südabhang des Teutoburger Waldes.
Ter erste Abschnitt des Flusses verläuft dem Gebirge parallel nach NW.; dann wendet
sich die Ems in ziemlich geradlinigem Laufe nach N., auf beiden Seiten von weiten
Mooren umgeben, weshalb auch die Ufer größerer Ansiedelungen entbehren; sie
mündet in den Tollart. Ihr einziger größerer Nebenfluß ist die Hase vom
Nordabhmig des Teutoburger Waldes. Durch den Dortmund-Ems-Kanal
steht die Ems mit dem Jndustriebezirk in Verbindung. — Das Westdeutsche Ties¬
land ist infolge seines niederschlagsreichen Seeklimas und des gebirgigen Hinter-
landes reich, teilweise überreich bewässert.
B o d e n b e s ch a s s e n h e i t. Tie Marschen. Längs der Küste zieht ein
vollkommen flaches, baumloses Anschwemmungsland der Flüsse und des Meeres
hin, das durch Dämme, Deiche genannt, vor den Fluten geschützt werden muß.
Das sind die M a r s ch e n, ein überaus fruchtbares Weide- und Ackerland, be-
sonders geeignet zur Rinder- und Pferdezucht und mit Dörfern und Einzel-
Höfen übersät.
Binnenwärts folgen dann M oor und Heide in vielfältigein Wechsel.
Große Strecken bedecken die Moore. Diese entstehen zumeist in flachen Mulden,
>vo das Wasser keinen Abfluß findet und auch vom Boden nicht aufgenommen wird.
Sie treten in großer Ausdehnung besonders rechts und links der Ems aus; das größte
ist das Bourtanger (burtanger) Moor. Den Bewohnern, die in den einfachsten Ver-
Hältnissen leben, liefern die Moore Torf, ein erwünschtes Brennmaterial. Manche
der Moore sind jetzt durch Abzugs- und Schiffahrtskanäle urbar gemacht und be-
siedelt (Fehnkolonien). Ackerbau und Viehzucht ergeben befriedigenden Ertrag.
Früher suchte man die Moore durch Ausbrennen zu kultivieren, wodurch der
sog. H erau ch1) entstand, der oft tief bis in das Innere von Deutschland zog.
Großen Raum nimmt auch das Geestland ein. Man versteht darunter mageren,
sandigen Boden, der da und dort den Bau des Buchweizens zuläßt. Einen großen
Teil des Geestlandes bildet die Lüneburger Heide zwischen Elbe und Aller.
Ehedem ein ausgedehntes Waldgebiet, war sie nach ihrer Abholzung meist mit Heide-
kraut bedeckt, das die Grundlage der starkverbreiteten Bienenzucht bildete und den
zahlreichen Heidschnuckeu (grobwolligen Schafen) die Nahrung lieferte. Jetzt aber
wird sie mehr und mehr kultiviert, d. h. in Wiesen-, Wald- und Ackerland
umgewandelt.
Das Land am Fuße der Gebirge zeichnet sich wie das Marschland durch hohe
Fruchtbarkeit aus, so
1. die kölnische T i e s l a n d s b u ch t mit den Städten Bonn, Köln und
Düsseldorf;
2. die w e st f ä l i) ch e Tieslandsbucht oder das M ü n st e r l a n d
mit ihrer sast ausschließlich Landwirtschast treibenden Bevölkerung, die meist in
Einzelgehöften wohnt; der Hauptort ist Münster; endlich
l) Hera u ch , auch Heirauch — heißer, trockener Rauch, irrtümlich auch Höhenrauch
genannt.
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