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I. Länderkunde Europas.
Schwarzen Meeres. Diese Welthandelsstellung verlor Griechenland, als die
Küstenschiffahrt sich zur freien Fahrt über das Meer hin entwickelte.
Das griechische Mutterland gab seine Kultur au die Kolonien am Mittelmeer
ab und versank selbst in Armut. Weltgeschichtliche Bedeutung hat es weder als
Umschlagsplatz uoch als führendes Kulturland wiedererlangt.
Für den Welthandel ist nur.Konstantinopel infolge seiner Lage von
hervorragender Bedeutung geblieben.
§ 145. Staatliche Gliederung und Besiedlung.
a) Europäische Türkeis
Unmittelbarer Besitz — 1,4 mal Süddeutschlaud, 6,t Mill. E,
30% der Volksdichte des D. R.
Despotisches Kaiserreich. Der Großsultan ist zugleich geistliches Oberhaupt
der Moslemin.
1. Rumelien, im O., das alte Thrakien, ^ Konstantinvpel, türkisch
Stambül, ehedem Byzctnz, seit 1453 Hauptstadt der Osmanen, unvergleich-
lich gelegen auf den 7 Hügeln der s.' Landzunge an der Mündung des nur
0,5 km breiten2 Bosporus ins Marmara-Meer und am „Goldenen Horn", einer
tiefen, schmalen Bucht, die einen der besten Häfen der Erde bildet. Kreuzung der
Land- uud Seestraßen.' Der bedeutende Handel ist heute besonders iu der Hand
von Engländern, Griechen und Armeniern. Die Stadt macht vom Meere aus
einen herrlichen Eindruck, im Innern ist sie eng, schmutzig, die Häuser bestehen
meist aus Holz oder Lehm. Berühmte Bauwerken Sophieu-Moschee, Seräi, Hohe
Pforte. — Jenseit des Goldenen Hornes die handeltreibenden Vorstädte der
Franken^ uud Griechen Gälata und Pera, am asiatischen Ufer das höher ge-
legene Skütari, der Friedhof der Moslemin. — An der Straßenkreuzung des
Binnenlandes **Adrianopel. — 2. Makedonien, die Mitte der europäischen
Türkei, mit dem buniesteu Völkergemisch und darum der Hero beständiger Unruhen,
weist seit dem Bau der Vardarbahn in -^Saloniki den zweiten Handelsplatz des
Landes aus, der am kürzesten Wege von der Nordsee nach Sues liegt. — 3. Alba¬
nien, im W., ist gebirgig, rauh, unwegsam und vou freiheitsliebenden, trotzigen
und unruhigen Halbbarbaren bewohnt.
§ 146. b) Mittelbare türkische Besitzungen.
Fürstentum Bulgarien und Ostrumelien, zinspflichtiger „Schutzstaat" der Türkei.
2,4 mal so groß wie Schlesien. 3,7 5 Mill. E.
**Sofia4 [ß6sia], zwischen den Anslänsern des Balkan nnd der Witosch, an
wichtiger Völkerstraße gelegen.
In Ostrumelieu, das die Dustwassersabrikeu ganz Europas mit Roseuöl
versieht, ist ^Philipp opel der Hauptmarkt.
Die Insel Kreta oder Kandia ist der Türkei nur noch zinspflichtig.
1 Die unmittelbaren Besitzungen des ganzen Türkischen Reiches in drei Erdteilen um-
fassen etwa 3 Mill. qkm mit 24 Mill. E.
2 Der Rhein ist bei Köln 0,j km breit. Die Donau zwischen Rumänien und Bul-
garien ist zwei- bis dreimal so breit wie der Bosporus. — Wb. Lehmann Nr. 16.
3 So heißen seit den Kreuzziigen sämtliche christlichen Europäer außer den Russen
und Griechen. 4 Einst Sardika, im 14. Jahrh. nach seiner Kirche Sofia benannt.