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I. Länderkunde Europas.
§ 214. Besiedlung.
A. Nordfrankreich, das Hinterland des Kanals, hauptsächlich Seine-
gebiet und größtenteils n. der Grenze des Weinbaues gelegen.
In Flandern, dem gewerblichsten und am dichtesten bevölkerten Landstriche
Frankreichs, ist ^Dünkirchen der Hafen. -^Lille und ^Nonbaix sind die Haupt-
sitze der Spinnerei und Weberei. Das Zentrum des nordfranzösischen Eisen- und
Steinkohlengebietes ist "Valenciennes, bekannt auch durch Spitzenklöppelei.
In Artois **<5akis, der Überfahrtsort für Personen (40 km in 1,5 St.).
**Boulogne -sur-mer vermittelt den Warenverkehr nach England. In der
Picardie ^Amiens an der Somme, Webindustrie.
§ 215. In der Champagne, die sich quer über Seiue, Aube und Aisne erstreckt,
unfruchtbar im O., weinreich im Kreidekalkgebiet des W. ist, ^Reims [rangs],
einst Krönungsstadt, jetzt blühend durch Industrie, Hauptsitz der Schaumwein-
kelleret. An der MaasSedan, Schlacht 1870. An der Seine **Troyes,
Schaumweinkellerei und Wollweberei.
§ 216. In Jsle de France, am Vereinignngspuukte vou vielen natürlichen Straßen und
20 Eisenbahnlinien, im natürlichen Schutze eines doppelten Gebirgswalles nach
O. hin. Paris, die in jeder Beziehung sür das Land maßgebende
Hauptstadt, 2,8 Mill. E., Universität mit 13000 Studeuteu, Mittelpunkt des
geistigen Lebens, der vielseitigen, besonders Luxusindustrie und des Handels,
darum starke Festung, die umfangreichste (150 1cm) der Erde. Als Geldmarkt in
Europa nur von London übertroffen, durch die hier lebhafte Flußschiffahrt der
bedeutendste Hafen des Landes, mit größerem Warenumsatz als Marseilles. Der
älteste Stadtteil, 1a Lite, liegt auf einer Seine-Insel. Znm Pariser Industrie-
bezirk zählt auch das nahe im W. vor Paris gelegene Sevres (Porzellan),
ferner ^Versailles (Uhren, Schloß Ludwigs XIV.) und im N. **St. Denis
(Maschinen).
An der alten Kölner Heerstraße die Festungen Soissons und Laon (Schlacht
1814).
§ 217. In der Normandie -sLe Havre am nördlichen Ufer der Seinemündnng,
das „französische Liverpool" (Baumwolleinfuhr), wichtigster atlantischer Auswanderer-
Hasen des Landes, der Hafen von Paris, in regem Verkehr mit England, der Union
und dem D. R. Schiffswerften und Industrie für Schiffsbedarf. ^ Ronen, auf-
wärts an der Seine, Seehafen für kleinere Schiffe, Baumwollverarbeitung.
An der Nordseite der Halbinsel Cotentin *Eherbourg, der durch großartige
Kunstbauten geschaffene Kriegs- und Handelshafen.
§ 218. B. Die westliche Ebene, Hinterland des Ozeans, vornehmlich Loire-
und Garonnegebiet.
Am nördlichsten Bogen der Loire in fruchtbarster Gegend **£>rleans.
Im ..Garten Frankreichs" an der Loire **?onrs, Obstmarkt. Nw. **Le
Mans, Knotenpunkt der Straßen in Nordwestfrankreich, Schlachten 1871.
Inder ^-förmigen Doppelbucht der Bretagne ** Brest sbräßtj. Kriegs-, Handels-
und Fischereihafen. Ander unteren, stark versandenden Loire -j-Nantes, Handels-
Hasen, der sich für größere Seeschiffe einen Seehasen in *©t. Nazaire ge¬
schaffen hat.
1 Wb. Wünsche II, G.