Full text: Europa ohne das Deutsche Reich, Elementare mathematische Erdkunde, Verkehrsgeographie (H. 5 = Lehrstoff der Untersekunda)

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b I, Länderkunde Europas, 
§ 9. Das Tiefland. Etwa 60 % des Erdteils nimmt das Tiefland ein. Es 
heißt nach den drei Großstaaten, die sich in seinen Besitz teilen, das Franzö¬ 
sische, das Deutsche und das Russische Tiefland. In Rußland wird es von 
verschiedenen, im uö. Deutschland von zwei großen Bodenwellen, der Nord- 
lichen oder Baltischen und der Südlichen Landschwelle, durchzogen. 
Der Boden der Tiefländer besteht aus lockeren Schichten von großer 
Mächtigkeit. Am wenigsten wertvoll ist der mit größeren und kleineren Irrblöcken 
überstreute Sandboden, der beim Abschmelzen des eiszeitlichen Eises' aufgeschüttet ist. 
Fruchtbar ist besouders der Lehm- und Tonboden, der Marschboden in den Küsten- 
Niederungen und der teils durch Wiud aufgetrageue Löß. Zahlreich sind die auf 
toniger, undurchlässiger Unterlage bei mangelndem Abfluß entstandenen Sümpfe 
nnd Moore, die indes durch die Kunst des Menschen entwässert und in Ackerland 
verwandelt werden können. 
§ 10. Klima. In seinen klimatischen Verhältnissen ist Europa vor den 
übrigen Erdteilen ebenfalls bevorzugt. Es gehört größtenteils der n. 
gemäßigten Zone und zwar überwiegend deren n. kühleren Teilen an, wird 
im NW. tief landeinwärts von den warmen Luftmassen, die über dem Golf- 
ström lagern, beeinflußt, und so sind ihm jene scharfen Gegensätze, die z. B. 
^ das Innere Asiens kennzeichnen, fremd. Sein Klima ist im allgemeinen 
gemäßigt nnd gilt mit wenigen Ausnahmen für gesund. 
^ ll. Da die Einschnitte des Meeres zahlreich und tief sind und im W. ab- 
sperrende Gebirgsketten fehlen, so finden überall und meist anch zn 
allen Jahreszeiten Niederschläge statt. Ausgiebige Ernten, auch ans- 
gedehnte Waldungen sind fast überall möglich. So gibt es keine Wilsten, 
und selbst die Steppe, die zwar im Frühjahr und Herbst iu Gräsern und 
Blüten Prangt, aus der aber im Sommer der Pflanzenwuchs der Dürre 
und Glut erliegt und im Winter der Schnee zu herrschen pflegt, tritt nur 
im s. Rußland in größerer Ausdehnung ans. 
§ 12. Sehr regenreich sind die gebirgigen Küsten der Westseite Großbritan- 
Iltens und Skandinaviens, an denen die wärmespendenden und feuchten Luft- 
ströme, die über dem Golfstrome dahinziehen, entlang streichen. Hier liegen darum 
die nördlichsten Grenzen des Getreidebaues uud des Waldwuchses. — Auch die 
Gebirge Mitteleuropas, die wie die Alpen, die Sudeten nnd der Harz von 
den w. Winden der Länge nach bestrichen werden, erhalten große Mengen von 
Niederschlägen, und zwar am meisten an der Westseite. Die ausgiebigsten 
Regengüsse aber empfängt die Küste Dalmatiens uud die Südseite der 
Ostalpen, au der die mittelmeerischen Winde Steignnzsregen bis zum vielfachen 
Betrage der Niederschläge im Nordseegebiete hervorbringen. 
Tabelle der Niederschläge in Europa in ein. 
Bncht von Cattaro . . . .436 
Bergland v.Nordwestengland 431 
Bergen, Brocken 170 
Bregenz, Finme. . . 155 Prag, Budapest 45 
Berliu, Kopenhagen, St. Petersburg. 40 
Paris 60 Astrachan ... 16 
Wichtiger als die Durchschnittshöhe der Niederschläge ist jedoch ihre Ber- 
teilnng auf die Iahreszeiteu. 
* Im Zeitalter des sog. Diluviums, d. i. Flut, in der Quartärzeit der Erde, als der 
Mensch schon vorhanden war.
	        
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