Full text: Allgemeine Erdkunde, Verkehrsgeographie, Das Deutsche Reich und die Erdteile, Zehn Lesestücke aus der geographischen Literatur, Bilder zur Siedlungskunde (H. 7 = Lehrstoff der oberen Kl.)

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B. Allgemeine Erdkunde. 
hinwegstürzt, und Stromschnellen, wenn sich sein Bett plötzlich bedeutend verengt. 
Bei größeren Flüssen unterscheidet man einen Ober-, Mittel- nnd Unterlauf. 
Der Oberlauf ist hauptsächlich Sitz der erodierenden oder auswaschen- 
den Kraft des Flußwassers. Hier ist das Gefälle größer, und so werden hier die 
härtesten Gesteine vom Flusse durchnagt und das Bett zu Rinnen und Schluchten 
vertieft. Eigentümlich ist allen Gebirgswässern, daß die talbildende Auswaschung 
auch rückwärts nach der Quelle zu und dann von dieser weiter in den Berg 
hinein stattfindet. Auf diese Weise werden Gebirgssättel durchsägt. Im Ober- 
laufe wird die auswaschende Kraft des Flnsses noch verstärkt durch die zuerst los- 
gerissenen kleineren Erdteilchen, wie Sand, Kies und Steine (Bild 26). 
42. Querdurchschnitt durch einen Flutz zur Darstellung der verschiedenen Strom- 
schnelligkeit in m. 
Neben der Erosion ist im Oberlanse die forttragende oder transportierende 
Kraft des Flnsses besonders groß, denn beide Kräfte des Flusses hängen wesentlich 
vom Gefälle ab. Nicht nur die lockeren, durch Regen nnd Schneeschmelze ihm 
zugeführten Teile und den eigenen Sand und Kies schafft er talabwärts, sondern auch 
namentlich bei Hochwasser Steine bis zu den größten 
y Jj/;) Felsblöcken (Bild 47). Diese werden durch Anstoßen an 
Felswände und untereinander beständig gestoßen, gedreht 
nnd gewälzt und durch diese Reibung an den Ecken ab- 
gerundet zu Kieseln, die sich wieder gegenseitig immer 
kleiner zu Kies, Sand und Schlamm schleifen. 
Im Mittellaufe sind beide Kräfte des Flusses im 
— Jim Gegensatz zu seiner Wassermasse geringer geworden. 
IInsbesondere werden nur kleinere Geschiebe weiter- 
f ,— getragen, vornehmlich bei Hochwasser, die größeren 
dagegen sinken hier zu Boden. An Stelle der Vertiefung 
des Flußbettes tritt die Verbreiterung. Der Strom- 
VW\ strich nämlich, d. i. die Verbindungslinie der Punkte 
A m\ r der größten Oberflächengeschwindigkeit (Fig. 42), ist 
W|||| stets stärker gekrümmt als das Flußbett (Fig. 43). Da- 
11/11J durch entsteht eine Vertiefung des Flußbettes am Anprall- 
43. Flußbett und ufer und dessen Unterhöhlnng und Abnagnng, am An- 
Stromstrich. wachsuser dagegen werden Sinkstoffe abgelagert. Da 
beide Anprallufer sich einander immer mehr nähern, in- 
dem sie die zwischen ihnen liegende Landbrücke abtragen, so entsteht ein Durch- 
bruch und eine Insel zwischen der Schlinge nnd dem neuen, abkürzenden Flußarm. 
Allmählich drängt sich dann der ganze Fluß in den durch „Selbstkorrektion" 
gebildeten, ueuen Kanal, schüttet seine Sinkstoffe vor den Enden der Schlinge aus. 
diese wird ein „Altwasser" und trocknet schließlich ganz aus.
	        
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