Object: (Für das 4. und 5. Schuljahr) (Teil 2)

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Die Macht des Gebets. 
3. Die Macht des Gebets. 
Johann kpnrich Michern. 
Das Schiff ,,Kornelia" befand sich auf einer Reife im Welt¬ 
meer und war bereits weit von der amerikanischen Rüste entfernt. 
Oa brach ein heftiger Sturm los, der fünf Tage lang anhielt und das 
Schiff in solche Gefahr brachte, daß die Mannschaft sich fast für 
verloren ansah. Gerade als das Unwetter am wütendsten tobte und 
das Schiff wie einen Spielball haushoch hinauf und hinab schleu¬ 
derte, kam oben am Hauptmaste das Takelwerk in Unordnung, 
und der Schaden mußte zurechtgebracht werden. Doch in dem Tumult 
des Sturmwindes auf den Mast zu klettern, schien fast unmöglich,- es 
war ein Wagstück auf Leben und Tod. Der Steuermann befahl 
kurzweg einem Schiffsjungen, er solle hinauf. Der war ein junger, 
zarter Bursche, kaum dreizehn Jahr alt, das einzige Rind einer 
armen Witwe, die ihr Liebstes hatte in die Welt gehen lassen, 
weil sie selber kaum satt zu essen hatte. 
Rls der Junge den Befehl vom Steuermann empfangen 
hatte, blickte er hinauf nach der Spitze des Mastes und wieder hinab 
in die schäumenden Wellen, die wie mit Ruten gepeitscht übers ver¬ 
deck schlugen und nach ihm die Wasserarme ausstreckten. Tr schwieg 
einen Rugenblick,- darauf sagte er: ,,3ch komme gleich!" und sprang 
übers verdeck fort in die Rajüte. Tine Minute verging, dann kehrte 
er zurück und nun ging's die Strickleitern hinauf, flink und ent¬ 
schlossen. 
Oer Mann, der diese Geschichte erzählt hat, stand unten am 
Maste, und seine Blicke folgten dem Rinde, bis ihm schwindelte. Tr 
fragte den Steuermann: ,,Warum schickst du den hinauf? Tr kommt 
nicht lebendig herunter!" — Der Steuermann antwortete: ,,Männer 
fallen, Jungen stehen. Der klettert wie 'ne Tichkatze!" 
Oer andre sah wieder hinauf,- noch stand der Junge. Jetzt 
hing er am Mastkorb, jetzt stieg er weiter. Der Sturm raste und 
tauchte den Mast fast in die Ilut ein,- der Junge hielt sich. — 3n 
einer Viertelstunde war er unten, wohlbehalten und frisch, und 
lachte fröhlich. — „Gott sei gedankt!" rief jener,' vor Rngst hatte 
das herz ihm stille gestanden. 
Denselben Tag noch suchte er den Jungen zu sprechen. Lr
	        
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