5. Norddeutsches Flachland.
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und Webindustrie in weitem Umkreis erzeugen. Wegen der geringen Erhebung
führen hier die Hauptwege von Böhmen nach Schlesien. Durch die viel-
umkämpfte Landeshuter Pforte ziehen Bahn und Straße von Landeshut nach
Trautenau.
c) Das Kesselland der Grafschaft Glatz. Es ist eine niedrige Hochfläche,
ein Senkungsfeld zwischen den Urgesteinsrücken des Eulengebirges (Bild 23)
im N und des Adlergebirges im 8. Den böhmischen Teil des West-
randes schließen mächtige Quadersandsteinlager, die in der jäh abge-
brochenen Platte der Heuscheuer gipfeln (Felslabyrinth bei Adersbach und
Wekelsdorf in Böhmen). An der Südostecke steigt das Glatzer Schnee-
gebirge, das Quellgebiet der Neiße und March, zu mehr als 1400 m auf.
So wird der Kessel rings umschlossen. Die Glatzer Neiße sammelt die
sämtlichen Gewässer und führt sie durch den Paß von Wartha der Oder zu.
Die beiden Gebirgsstraßen nach Böhmen und Mähren werden durch die
Festung Glatz gedeckt. Das Kesselland ist reich an Naturschönheiten und wird
besonders seiner kräftigen Heilquellen wegen sReinerz und Landeck) viel auf-
gesucht.
ä) An dem südöstlichen Endzuge der Sudeten hat das Deutsche Reich
keinen Anteil. Er liegt in dem benachbarten Österreichischen Kaiserstaat, er-
hebt sich im Altvatergebirge bis zu 1500 m und bildet in seinem niedrigeren
Teile, dem Mährischen Gesenke, das Quellgebiet der Oder.
5. Norddeutsches Flachland.
Überblick.
Das Norddeutsche Flachland ist ein Teil des großen Nordeuropäischen
Tieflandes. Es nimmt etwa die Hälfte unseres Reiches ein und geht im 0
in das Russische, im W in das Holländisch-Belgische und durch dieses in
das Französische Tiefland über.
Unsere Kenntnis des Grundgebirges, das unter dem lockeren Schuttboden
des Flachlandes lagert, ist noch sehr dürftig und lückenhaft. Sie beruht auf
den zahlreichen Tiefenbohrungen nach Salz, Stein- und Braunkohle. Danach
ergibt sich, daß das Grundgebirge aus alten Erdzeiten stammt und durch
Senkungen und Faltungen der Schollen eine sehr unebene Gestalt empfing.
In jüngerer Zeit erfuhr es durch die Ablagerungen von Meeren und Binnen-
seen eine Zuschüttung und Einebnung seiner stark bewegten Oberfläche. Fest-
laud geworden, erhielt es sodann eine reiche Ausstattung mit Braunkohlen-
lagern, den verkohlten Erzeugnissen des üppigen Pflanzenlebens in Sümpfen
und Seen. Die jungen, oberen Grundlagen des Flachlandes erlebten noch
manche Störungen der wagerechten Schichten, aber diese neuen Unebenheiten
wurden in der Eiszeit gemildert oder mit mächtigen, bis zu 200 m Tiefe
gemessenen Schuttmaffen völlig verhüllt.
Das ganze Norddeutsche Flachland trägt die Spuren der einstigen
Vergletscherung, die „nordischen Geschiebe", d. h. die massenhaften, oft stein-
reichen Sand- und Lehmschichten skandinavischen oder finnischen Ursprungs,
von denen in erster Linie Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit des norddeutschen
Eockisch-Lerche, Erdkunde 3. Z