Die deutschen Landschaften. 97
3. Anbau. In den tiefeingesenkten und gegen die rauhen Nordwinde geschützten
Tälern beginnt der Frühling zeitig, ist der Herbst milde und trocken und der Winter
kurz, wenn auch manchmal hart, so daß sich der Rhein mit Eis bedeckt. Da über-
dies der Talboden und vielfach noch die untern Berghänge mit fruchtbarem Löß
bedeckt sind, so vereinigen sich hier alle Bedingungen zu ertragreichem Anbau, am
meisten in der Oberrheinischen Tiefebene, dem „Garten Deutsch-
lands". Da werden besonders gepriesen die Weine des Elsaß, des Markgrafen-
EU Grundgebirge Trias WM Jura LxJ Tertiär I \ Diluvium HD Volk Gesteine
Jüluouun
Profil durch die Rheintalversenkung.
Der Gebirgskeil zwischen Wasgenwald und Schwarzwald ist in Stufen allmählich eingesunken. Gleichzeitig
drang an vielen Bruchstellen die magmatische Masse des Erdinnern empor; sie bildet auch die Basaltkuppe des
Kaiserstuhl, 557 m. Die Senke wurde später vom Rhein mit Geröll und Sand überschüttet. Die stehengeblie-
benen Gebirgsränder nennt man Horste.
landes, der Pfalz und namentlich des Rheingaues, die K a st a n i e n w ä l d e r
am Donnersberg, die K i r s ch e n h a i n e bei Frankenthal, die Spargel von
Schwetzingen, der Tabakbau in der Pfalz und der Hopfenbau Badens.
Aber auch außerhalb des Rheintals fehlt es nicht an edlen Erzeugnissen der gaben-
freudigen Natur. Geschätzte Weine bringen noch hervor das Moseltal, das Neckar-
tal, besonders um Stuttgart, und Franken, namentlich um Würzburg. Frankfurts
R o s e n z u ch t hat die der Riviera überflügelt. Bambergs feines Gemüse
beherrscht die Märkte in München und Nürnberg. Aus Württemberg kommt viel
O b st und Apfelwein. Die Gegend um Hersbruck und Spalt erzeugt gesuchten
Hopfen. Überall aber in den fränkischen und schwäbischen Landen strotzen die
Talebenen von goldenen Ährenfeldern, die meist im Kleingrundbesitz bewirt-
schaftet werden, der die stärkste Bodennutzung zur Folge hat. Das Südwestdeutsche
Landbecken ist klimatisch und bodenwirtschastlich der bevorzugteste Teil von ganz
Deutschland und gleicht einer ausgedehnten Gartenlandschast.
4. Verkehrslage. Das Rheintal verknüpft die Niederlande und das westliche
Deutschland mit der Schweiz und weiterhin mit Italien (London—Köln—Basel—
Gotthard—Mailand). Die nach Osten und Westen weitausgreifenden Seitenäste
des Flußsystems, Main und Neckar, Mosel und Maas verketten auch die seitlichen
Nachbarländer zu einem einheitlichen Verkehrsgebiet. Die Vereinigung so vieler
Vorzüge der Natur erklärt die hohe Bevölkerungsdichte, die in Franken über 100,
in Schwaben über 150 und in der Oberrheinischen Tiefebene sogar auf 200 Einw.
auf 1 qkm steigt. In den Schnittpunkten der wichtigsten Verkehrslinien sind Volks-
belebte Großstädte entstanden, deren rasches Wachstum dem der mittel- und nord-
Fischer«Geistbeck-Müller, Erdkunde für Mittelschulen. III. Teil. 7