Schlacht bei Marathon. 33
Er sprach: „So lange Athen steht, ist es nie in größerer Gefahr gewesen;
siegen wir aber, so kann Athen leicht die erste Stadt Griechenlands
werden." Durch diese Worte erreichte es Miltiades, daß die Schlacht
beschlossen wurde. Als der Tag kam, an welchem er den Oberbefehl
hatte, stellte er die kleine Schar der Griechen gegen das ungeheure Heer
der Perser auf. An Länge war die griechische Schlachtreihe der persischen
gleich; aber sie stand nur wenige Reihen tief. Vor der Schlacht brachte
Miltiades den Göttern ein Opfer; dann gab er das Zeichen zum An- 490
griff. In vollem Lauf rannte das Häuflein, dicht geschlossen, auf diev'Gln'
Feinde ein. Die kriegsgeübten Perser standen fest in ihren Reihen und
durchbrachen die Mitte des griechischen Heeres. Auf den Flügeln aber
siegten die Griechen; als hier die Feinde flohen, wandten sich die sieg-
reichen Griechen gegen die Mitte und griffen die vordringenden Perser
von zwei Seiten an. Jetzt siegte griechischer Heldenmut über die große
Zahl der Feinde. In.Eile flohen diese ihren Schiffen zu; die Athener
jagten ihnen nach und hieben noch viele derselben nieder; ja sie ver-
brannten sogar noch sieben persische Schiffe.
Groß war die Freude der Athener. Mit Blut und Staub bedeckt,
eilte ein athenischer Bürger gleich nach dem Siege nach Athen und rief
atemlos: „Freut euch, Bürger, wir haben gesiegt!" Mit diesen Worten
stürzte er entseelt hin. Die Perser fuhren eiligst nach Süden, um vor
Miltiades Athen zu erreichen; als sie ankamen, stand das athemfch'e Heer
bereits schlachtfertig vor der Stadt. Da kehrten die Perser um und
fuhren nach Asien zurück. Ihr ganzes Lager mit allen Schätzen, auch
der Marmorblock, siel in die Hände der Sieger. Noch lange Jahre
feierten die Athener den Gedenktag des Sieges; den gefallenen Helden
setzten sie Denkmäler. Am meisten aber wurde Miltiades gefeiert. Mit
Jubel empfing das Volk seinen Retter; ein Künstler mußte auf einem
Gemälde darstellen, wie er sein kleines Heer zur Schlacht anführte.
9. Leonidas.
1. Xerxes' Zug nach Griechenland. Zehn Jahre nach der Schlacht
bei Marathon mußten sich die Griechen zum zweitenmal gegen die Perser
rüsten. Darius' Sohn, der König Xerxes, konnte den Schimpf nicht
vergessen, daß die Griechen über sein mächtiges Volk gesiegt hatten.
Vier Jahre lang rüstete er gegen sie zum Kriege und schuf das zahl¬
reichste Heer, das die Welt jemals gesehen hatte. Durch Kleinasien führte
er es nach Westen an den Hellespont. Damit das Landheer diese
Hossmeyer und Hering, Erzählungen I. (Ausgabe B.) 3