Full text: Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Mag¬ 
deburgs 
Schick¬ 
sals 
162 Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. 
tigt war, den zweiten Trompeter des Tilly abzufertigen,* 
mit einer zusammengerafften Mannschaft nach dem Neu- 
städtischen Tore, das der Feind schon überwältigt hatte. 
Hier zurückgeschlagen,* flog dieser tapfere General nach 
einer andern Seite, wo eine zweite feindliche Partei schon 
im Begriff war, die Werke zu ersteigen. Umsonst ist sein 
Widerstand; schon zu Anfang des Gefechts strecken die 
feindlichen Kugeln ihn zu Boden. Das heftige Musketen¬ 
feuer, das Läuten der Sturmglocken, das überhandneh¬ 
mende Getöse machen endlich den erwachenden Bürgern 
die drohende Gefahr bekannt. Eilfertig werfen sie sich in 
ihre Kleider, greisen zum Gewehr, stürzen in blinder Be¬ 
täubung dem Feind entgegen. Noch war Hoffnung übrig, 
ihn zurückzutreiben, aber der Kommandant getötet, kein 
Plan im Angriff, keine Reiterei, in seine verwirrten Glie¬ 
der einzubrechen, endlich kein Pulver mehr, das Feuer 
fortzusetzen. Zwei andre Tore, bis jetzt noch unan¬ 
gegriffen, werden von Verteidigern entblößt, um der drin¬ 
gendem Not in ber Stadt zu begegnen. Schnell benutzt 
der Feinb bie baburch entstanbene Verwirrung, um auch 
biefe Posten anzugreifen. Der Wiberstanb ist lebhaft und 
hartnäckig, bis enblich vier kaiserliche Regimenter, bes 
Walles Meister, ben Magdeburgern in ben Rücken fallen 
unb so ihre Nieberlage vollenben. Ein tapferer Kapitän, 
Namens Schmidt, der in dieser allgemeinen Verwirrung 
die Entschlossensten noch einmal gegen den Feinb führt 
unb glücklich genug ist, ihn bis an bas Tor zurückzu¬ 
treiben, fällt töblich verwunbet, Magbeburgs letzte Hoff¬ 
nung mit ihm. Alle Werke finb noch vor Mittag erobert, 
bie Stabt in Feinbes Hauben. 
Zwei Tore werben jetzt von ben Stürmenben der 
Hauptarmee geöffnet und Tilly läßt einen Teil seines Fu߬ 
volks einmarschieren. Es besetzt sogleich die Hauptstraßen 
und das ausgepflanzte Geschütz scheucht alle Bürger in 
ihre Wohnungen, dort ihr Schicksal zu erwarten. Nicht 
lange läßt man sie im Zweifel; zwei Worte des Grafen
	        
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