78 Zweites Hauptstück. Das Mittelalter.
bürgerlichen und religiösen Gesetzes im Koran machte jede politische
Weiterbildung unmöglich. Europa aber verdankt den Arabern die
Einführung wichtiger Kulturpflanzen, des Leinpapiers und der
Ziffern.
Zweite Veriode.
Entstehung und Ausbildung -es Kaisertums.
768—1077 (1125).
§ 49. Karl der Große. Der gewaltigen Herrscherkraft Karls
768-814] des Großen, der seinem Vater Pipin anfangs gemeinschaftlich
mit seinem Bruder Karlmann, seit 771 als Alleinherrscher folgte,
war es beschieden, nicht nur durch Vereinigung fast sämtlicher
Germanenstämme des Festlandes im Frankenreiche die Herrschaft der
Germanen über Mitteleuropa für alle Zeiten sicherzustellen, sondern
auch durch Begründung einer festen Staats- und Rechtsordnung
im Innern mit Hülse der christlichen Kirche und der geretteten Reste
antiker Bildung der Entwickelung der abendländischen Kultur für
die Zukunft ihre Richtung zu geben.
Die Gefährdung der fränkischen Grenzen durch die heidnischen
Sachsen, deren vier Stämme der Nordalbingier, Ostsalen, Engern
und Westfalen in freien Volksgemeinden ohne festere politische
Gemeinschaft von der Eider bis über die Ems wohnten, drängte
772-803] den König Karl zum Krieg gegen die unruhigen Nachbarn.
Die Einnahme der Eresburg und die Zerstörung der Irmensul
schreckte die Sachsen nur kurze Zeit, da Karl von Papst Hadrian
gegen die Longobarden nach Italien gerufen wurde. Während er
dort nach der Einnahme von Pavia und der Entthronung des
774] Desiderius sich selbst die lougobardische Krone aussetzte und die
Schenkung seines Vaters an die römische Kirche bestätigte und ver¬
mehrte, brachen sie unter dem Helden Widnkind in Hessen ein
und zerstörten die Kirche zu Fritzlar. Dadurch von der Not¬
wendigkeit kräftigerer Maßregeln überzeugt unternahm Karl einen
neuen Heereszug, der die Stämme bis zur Elbe zur Unterwerfung
brachte; auf dem Maifeld zu Paderborn nahmen viele von ihnen
die Taufe, und Widukind entfloh zu den Dänen. Sobald aber
777] Karl sich zum Kampfe gegen die Sarazenen über die Pyrenäen ent-