Dle Aegyptler.
117
als im Glanze einer kühnen Waffenthat. Durch den
Chaldäer daruiedergetreten, konnten die Phönizier kanm
an Widerstand denken, und für den Handel zur See war
dieses Eiland unvergleichlich gut gelegen und mit treffli¬
chen Stapelplätzen versehen. Dreiundvierzig glückliche
Jahre verstrichen unter der Herrschaft des Amasts (569
— 526): überall Fleiß und Regsamkeit; Jeder ungestört
in seinem Gewerbe, das er vom Vater erlernt hatte; die¬
ser beschäftigt, Edelsteine zu schneiden, jener, in Gold
zu arbeiten; hier Spiegel aus Kupfer zur Schau gestellt,
dort Glaswaaren, oder Schmelz, oder wohlgelungne Ver¬
goldungen; hier die Werkstätte eines Webers, der aus
zahllosen Fäden die feinsten Musseline zusammenschlingt,
dort grobe, mit Theer bestrichue Segeltücher; anderswo
prunkende Teppiche, die mit Purpur violett, mit Kermes
roth gefärbt siud, Lederarbeiten, woran zierliche Figuren
siervorstechen, schon gefirnißte Schnitzereien in Holz, Ge-
mählde mit mancherlei Gestalten, die freilich alle nur im
Profil und ohne Anwendung der Perspektive gezeichnet
sind; im Hintergrund kahle Pyramiden oder bunte Tem¬
pel, welche durch die Masse und Zahl ihrer Säulen im-
poniren; dort endlich wird au einem Grabmvnumente
gearbeitet: zuerst kommen Steinmetzen, die den Felsblock
glätten, dann Andre, um die Vertiefungen mit Mörtel
auszufüllen, dann mechanische Zeichner, welche die Umrisse
der Figuren mit rvthcr Farbe entwerfen, dann geschicktere,
die mit schwarzer nachbessern, dann wieder Andre, die den
Stein rund um die Zeichnung her abhauen, dann noch
Andre, melche die Zeichnung kunstgerecht ausführen.
Unter solchen Beschäftigungen in Fülle des Wohl¬
standes und dem tiefsten Frieden lebend, hatten die Aegyp-
tier freilich keine Ahnung davon, wie nah' sie dem Zeit¬
punkte standen, mit welchem sie für immer aufhören soll¬
ten, ein unabhängiges Volk zu seyn. Und doch war schon