Full text: Die außereuropäischen Erdteile (H. 3 = Lehrstoff d. 3. Kl. (7. Schulj.))

Geistige Kultur der deutschen Kaiserzeit. 117 
Basilika gliedert sich in drei (seltener süns) rechteckige Längsschiffe (das 
Langhaus), deren mittleres höher und breiter ist als die seitlichen und 
sich nach Osten hin in eine halbrunde Apsis (= Wölbung) verlängert. 
Die Schiffe find abgeteilt durch rundbogig verbundene Reihen von 
Säulen (Arkaden), auch Fenster und Türen tragen den Rundbogen. 
Gedeckt sind die Schiffe durch eine flache Holzdecke, nur die Apsis ist 
überwölbt. 
Seit der Zeit Karls d. Gr. entwickelte sich aus dieser Anlage der 
sogen, romanische Stil. Das Langhaus wird vor der Apsis von einem 
kürzeren Querhaus durchsetzt, wodurch der Grundriß die Gestalt eines 
lateinischen Kreuzes erhält. Art Stelle der (kreisrunden) Säulen treten 
meistens (eckige) Pfeiler. Das Mittelschiff verlängert sich (nach Osten) 
zu einem selbständigen Altarhause, dem C h o r, der um mehrere Stufen 
erhöht und mit einer Krypta (Gruft) unterführt wird. Häufig tritt zu 
dem östlichen noch ein westliches Querschiff. — Sodann werden 
Glockentürme angefügt, die bei den älteren Kirchen meist seitlich 
neben dem Haupteingange standen. Bezeichnend für die romanische 
Kirche ist der sogen. Vierungsturm über dem Quadrat, in dem sich Quer- 
schiff und Mittelschiff schneiden. 
Die Flachdecke weicht seit dem 11. Jahrhundert dem Gewölbe, 
Dieses ist anfangs ein Tonnengewölbe (das einer der Länge nach durch- 
schnittenen Tonne gleicht), entwickelt sich aber bald zum Kreuzgewölbe. 
Während das Tonnengewölbe sich ohne Unterbrechung über das ganze 
Schiff spannt, wird bei Anwendung des Kreuzgewölbes das ganze 
Gewölbe durch Querbogen in mehrere Felder geteilt; in jedem Felde 
durchschneiden sich zwei Tonnengewölbe rechtwinklig, wodurch vier 
Bogendreiecke (Kappen) entstehen, die entweder von scharfen Kanten 
(Graten) begrenzt werden (Gratgewölbe) oder von verstärkten Rippen 
(Rippengewölbe). Die romanischen Kirchen hatten, da das Gewölbe 
einen starken seitlichen Druck ausübte, dicke Wände und wenige kleine, 
oft zu Gruppen verbundene Fenster. Als Verzierung der Mauerflächen 
war eine aus niedrigen Säulen und Bogen gebildete Galerie (Zwerg- 
galerie) beliebt, die sich besonders oft unter dem Dache des Vierungs- 
turmes findet. 
Schöne romanische Kirchen hat vor allem das Rheinland aufzu- 
weifen, z. B. die Klosterkirche von Maria-Laach, mehrere Cölner 
Kirchen (besonders die Apostelkirche), die Dome zu Mainz, W 0 r in s 
und Spei er. In den sächsischen Landen erscheint der romanische Stil 
zuerst am Dome zu B r a u n s ch w e i g, der von Heinrich dem Löwen 
gegründet worden ist. Von weltlichen Bauten dieser Zeit verdienen das 
Landgrafenhaus der Wartburg und die Kaiserpfalz in Goslar 
Erwähnung (Ritterburgen, f. S. 107). 
Im 12. Jahrhundert wird bei vielen deutschen Kirchen für das 
Gewölbe der Spitzbogen verwendet. Hiermit tritt der Üb er ^ 
gangsftil ein, welcher zur Gotik überleitet. Den rheinischen Über- 
gangsstil zeigt uns der hoch über die Lahn aufragende Dom zu Limburg. 
Im Westfalenlande gehören ihm die Dome zu Osnabrück und Münster 
an. in Franken der Dom zu Bamberg.
	        
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