Die Pyrenäen-Halbinsel.
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in Menge gedeihen, und wo der Maulbeerbaum weite Strecken bedeckt.
Der Ausfuhrhafen für Wein und Orangen ist Valencia; Hanptort der
Seidengewinnung ist Murcia; der Kriegshafen Cartagena erinnert in
seinem Namen an die Zeit, da Südspanien den Karthagern unter-
warfen war.
5. Klima und Pflanzen. Die gebirgige N.- Küste zeigt infolge der Nähe
des Meeres und der vorherrschend w. Winde warmfeuchtes englisches See-
klima mit reichlichem Regenfall und mittel-europäischem Pflanzenwuchs, blatt-
wechselnde Lanb- und Nadelholzwälder, unsere Obstarten und üppige Wiesen.
— In schärfstem Gegensatze zu dem Klima der gesegneten Randlandschaften steht
das äußerst trockene, durchaus binnenländische uud wegen der plötzlichen Wärme-
schwankungen ungesunde Klima des Hochlandes der Mitte, das stellenweise zur
Steppe wird. Hier herrscht Armut an Wald und Wiesen; nur Schafe finden
auf den kräuterreichen Heideflächen gute Nahrung. — Der Süden und die Mittel
meerküsten haben immergrüne Gewächse und bringen S.-Früchte uud Dattelu
zur Reife.
6. Bewohner.
a) Abstammung und Religion. Die Ureinwohner waren die Iberer,
im N. gemischt mit Kelten. Der leßte Rest derselben find die Basken
in den W.-Pyrenäen und dem kantabrischen Gebirge. Gelockt durch das
Silber der Halbinsel siedelten sich zuerst die Phönizier an (Gades); ihnen
folgten die Karthager, diesen die Römer, die im 5. Jahrh. den West-
goten wichen. Durch die Schlacht von Jerez [chere§] wurden 711 die
Araber Herren fast der ganzen Halbinsel und behaupteten sich in Granäda
bis 1492. Aus der Vermischung der Ureinwohner mit den Einwanderern
sind die Spanier und Portugiesen entstanden. Bei letzteren kam noch
französisches Blut hinzu. Die in Unwissenheit und Aberglauben versunkenen
Bewohner der Halbinsel sind fast durchweg römisch-katholisch.
b) Nahrungsquellen. Die Landwirtschaft steht auf sehr niederer Stufe,
ernährt aber 7/s der Bevölkerung. Der Bergbau liefert Silber, Quecksilber,
Blei, Kupfer, Eisen und Kohlen. Seesalz gewinnt man in den Salzgärten der
Küste in Menge. Zur Ausfuhr kommen u. a. Wein, Südfrüchte, Kork. Die
Gewerbthätigkeit ist noch gering, obwohl das Land Rohstoffe in Fülle liefert.
Auch der Handel kann sich mit dem anderer Länder nicht messen, Eisenbahn-
und Kanalverbindungeu sind höchst mangelhaft, und so sind beide Reiche der
Halbinsel, bei Beginn der Neuzeit die mächtigsten und reichsten Länder der Erde,
die sich in den Besitz Amerikas wie der Küsten Afrikas und Ostindiens teilten,
heute arm und machtlos. Suche Grüude ihres Verfalls!
7. Staaten und Städte. Die Pyrenäenhalbinsel ist sehr ungleich
auf die konstitutionellen Königreiche Spanien und Portugal verteilt.
a) Königreich Spanien.
[505000 qkm, 17,6 Mill. <$.]
Amtlich wird Spanien in Provinzen geteilt. Doch sind die alten
Landschaftsnamen bei dem Volke noch in Gebrauch.
In Neu-Kastilien liegt, in der Mitte der Halbinsel, in wasserlosester,
rauhester Umgebung, die Hst. und Residenz Madrid, fast Mill. E., am Man-
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