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3. Küsten. Die Ostküste ist fast gradlinig und daher hafenarm.
Im N. vom Po liegt hinter Sandbänken Venedig; im s. Teile ist nur
Brindisi größeren Seeschiffen zugänglich. Hier werden Reisende und
Postsendungen, namentlich von der Linie London-Brindisi, auf die Dampfer,
die nach dem Morgenlande fahren, befördert. S.-Jtalien wird durch
den Golf von Tarent in die beiden Halbinseln Calabrien nnd Apnlien
geteilt. Die günstigste Gliederung und daher auch die größeren Städte zeigt
die Westküste. Gruppenweis liegen Inseln vor derselben (welche?). Der
Golf von Neapel schneidet in das Land ein, und die gegliederte Steil-
küste des Golfes von Genna ermöglichte die Anlegung der gleichnamigen
Seehandelsstadt.
4. Tie lombardische oder Po-Tiefebene. a) Bodenbildung und
Bewässerung. Die lombardische Ebene war einst ein Busen des Adria-
tischen Meeres, der durch die Schuttmassen der einmündenden Flüsse znge-
schwemmt wurde. Sie neigt sich nach O. und wird vom Po und seinen
Nebenflüssen bewässert. Der Po entspringt in den W.-Alpen, durchfließt
das Tiefland in seiner ganzen Länge und mündet, in mehrere Arme geteilt,
in das Adriatische Meer. — Die wasserreichsten Nebenflüsse empfängt er
von den schneebedeckten Alpen, so vom St. Gotthard den Ticino stitschino>
oder Tessin, der den Lago Maggiore [mabschore] oder Langensee durch¬
fließt, ferner die Adda, die durch den dreizipfligen Comersee geht, und
den Mincio [müttfcho], der aus dem Gardasee kommt. Nächst dem Po
ist der bedeutendste Flnß des Tieflandes die Etsch. Sie entströmt den
Tiroler Alpen, nimmt l. die Ei sack (d. i. Eisach e) vom Brenner ans und
bildet mit dem Po zusammen ein weites Delta, das durch die Schlamm-
ablagernngen der hier dem Meere zugehenden Flüsse immer weiter ins
Meer hinauswächst.
d) Klima und Pflanzen. Die reichbewässerte, von zahlreichen Kanälen
durchzogene lombardische Tiefebene hat überwiegend Landklima. Sie ist von
außerordentlicher Fruchtbarkeit. Der Acker trägt jährlich zwei Ernten, erst Weizen,
dann Mais; im Po-Delta gedeiht Reis. Die Felder werden von Kastanien,
von Ahorn- und Maulbeerbäumen beschattet. An diesen rankt sich die Weinrebe
empor, so daß oft ein und dasselbe Feld dem fleißigen Bebaner Brot, Wein,
Öl, Seide und Brennholz liefert. Daher trägt die Po-Tiefebene, „das Paradies
des Landmannes und die Kornkammer Italiens", eine dichte Bevölkerung, die
„in dem Lande der Städte" hauptsächlich in Städten beisammen wohnt.
c) Städte. Am oberen Po liegt Turin, schön und regelmäßig gebaut,
330000 E., der Schlüssel zu den Alpenstraßen über den Mont Cenis (Eisenbahn)
und den Kleinen St. Bernhard. Bei PiaeftWenza tritt das Vorland des Apennin
zum letztenmal an den Po heran, der von da ab durch ein schwer zn passierendes
Sumpfland fließt. Daher führte schon die alte via Aernilia am N.-Fuße des
Apennin über Partim, Mödena und Bologn[ttj]a an das Adriatische Meer.
In der Mitte zwischen den Alpen und dem Po das in weißem Marmor pran-
gende Mailand, Mittelpunkt der Seidenindustrie und erste Handelsstadt Nord-
Italiens, am Vereinignngspnnkte der wichtigsten w. Alpenstraßen ans der Schweiz;
430000 E. In den Sümpfen des Mincio die starke Festung Man tu a. Den
Ausgang der Brennerstraße bewacht Verona. Ans mehr als 100 Lagunen-