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liche Mittelpunkt der Halbinsel, daher seit mehr als dritthalbtausend Jahren
immer wieder Sitz der Hauptstadt Italiens. Im Altertum war diese Landschaft
wohlbebaut und mit zahlreichen Orten besetzt. Jetzt ist sie infolge der giftigen
Dünste der pontinifchen Sümpfe, die s.o. von Rom die Küste'begleiten, eine
öde und wenig bevölkerte Fläche. An der Stelle, bis zu der der Tiber dauernd
schiffbar ist, erhebt sich Rom, die Hst. Italiens und der Sitz des Papstes,
auf 11, im Altertum auf 7 Hügeln, 430 000 E. Die „ewige Roma" ist an
Denkmälern und Kunstwerken des Altertums, des Mittelalters'und der Neuzeit
reicher als irgend eine andere Stadt der Erde, Mittelpunkt der römisch-katho-
lischen Kirche, jahraus jahrein das Ziel der Fremden.
c) Camp amen, „das glückliche", von alters her „der Garten Italiens",
das „Paradies Europas", vom Voltnrno durchflössen, der bevöllertste und
wichtigste Teil S.-Jtaliens. Inmitten seiner Pracht erhebt sich der düstere,
immerfort thätige Vesuv zu 1300m. Am Fuße desselben liegt Neapel, d.i.
Neustadt, mit 530000 E. die volkreichste Stadt Italiens. Halbkreisförmig steigt
sie an dem prachtvollen gleichnamigen Golf ans; im S.O. die ausgegrabene
Trümmerstadt Pompeji. In der Verlängerung der beiden Halbinseln, die den
Golf umfassen, liegt n. die Vnlkan-Jnsel Jschia Miaj, s. Enpri, ein Kalkfelsen.
Meer, Inseln, Gebirge und Vesuv gestalten in vereinter Wirkung diesen wunder-
vollen Golf zu einem'„Stück Himmel, das auf die Erde gefallen ist".
0. Die Inseln. Die größte und bedeutendste Insel Italiens ist das
dreieckige Sieilien, im Inneren ein wellenförmiges, s.- und o.-wärts sich
senkendes Tafelland. Vereinzelt liegt an der O.-Küste der Etna, die
Feueresse Vulkans, 3300 in hoch, an Aussicht alle Gipfel Europas über-
treffend. Trotz der häufigen, furchtbar verheerenden Ausbrüche ist der Fuß
des Berges dicht besiedelt. — Einst Kornkammer Roms, ist Sieilien jetzt
Wasser- und waldarm, aber immer noch die schönste Insel des Mittelmeeres
und liefert Weizen und Südfrüchte, dazu massenhaft Schwefel. Alle wich-
tigeren Städte liegen an der Küste und zwar zumeist an der n. und der ö.
Im N. das herrliche Palermo, die Hst., mit 270000 E. — Im O.
Syrakus, nur ein dürftiger Nachkomme der größten Stadt des Griechen-
Volkes. — Messina liegt herrlich an der gleichnamigen Straße, in welcher
Scylla und Charybdis für die heutige Schiffahrt kein Schrecknis mehr bilden.
Vorgelagert sind im N. die vulkanischen liparischen Inseln und im S.
die sehr dichtbevölkerte Malta-Gruppe, die zur Beherrschung der Durchfahrt
zwischen Afrika und Sieilien von den Engländern besetzt ist. Die stark befestigte
Hst. La Valetta (80000 E.) hat eiuen trefflichen Hafen.
Nur wenig kleiner als Sieilien ist das viereckige Sardinien. Es ist sehr
gebirgig und waldig, größtenteils aber mit Gestrüpp, Macchie [makie], bedeckt.
Die Niederungen sind nngesnnd, aber fruchtbar. Die spärliche Bevölkerung
huldigt noch der Blutrache. Der Hanptnahrnngszweig ist die Viehzucht. ^ Der
aufblühende Bergbml im S. liefert silberhaltiges Blei, Zink n. a. — N. der
Straße von Bonisaeio sfntfchoj Corsica, von einem tapferen, aber jähzornigen
Volke bewohnt. D. hiervon, das Tyrrhenische Meer im N. abschließend, Elba
(Napoleon I.).
Die Halbinsel Italien hat wie die Inseln Mittelmeerklima mit milden
Wintern; im Sommer tritt, namentlich wenn der Scsschjiroceo weht, oft Dürre
ein. Unter dem blauen Himmel und in dem warmen Klima gedeihen Wein
und Südfrüchte, wie Orangen, Apfelsinen, Zitronen und Feigen. Außer diesen