264 2. Periode: Zeitalter der absoluten Monarchie. 
Zeiten deutscher Schwäche von den Polen als ein blühendes deutsches 
gewonnen und völlig ruiniert worden war. Stammeshaß und 
jesuitische Glaubenswut hatten gerade im Jahrhundert der Aufklärunq 
eine fanatische Verfolgung der Deutschen durch die „Konföde- 
nerten hervorgerufen, polnische Edelleute mit raublustigem Gesindel 
und fanatischen Priestern waren von Ort zu Ort gezogen, Mord und 
Brand übend. Bromberg, Kulm und andere Städte lagen in Schutt 
und Trümmern, das Landvolk lebte in den jämmerlichsten 5u- 
im Kampfe mit den Herden der Wölfe. Handwerker für die 
Tl0*" menschenwürdigen Daseins fehlten, stumpfe 
Gleichgültigkeit beherrschte die Elenden, mit der sie rechtlos der 
scheußlichen Willkür der Starosten sich fügten. Es war in 
der That ein verlassenes Land, eine Einöde, in der auf 600 Quadrat¬ 
meilen nur 50000 Menschen wohnten. Friedrich der Große sendete 
ihm seme besten Beamten, 180 Schullehrer wurden in das Land ae- 
fuhrt, Haufen von deutschen Arbeitern geworben; neue Kirchenaemein- 
den wurden ins Leben gerufen, Kreise mit Landrat, Gericht und Post 
eingerichtet. Kolonistendörfer angelegt, die Städte aus den Trümmern 
aufgebaut und mit Menschen besetzt, der große Kanal gegraben, der 
weite Landstrecken entsumpfte und die Weichsel durch die Netze mit 
Oder rmd Elbe verband. Das Land, ein Lieblingskind un- 
endlicher Sorge für den großen König, wurde in wenigen 
Jahrzehnten vom wilden polnischen Unkraut gereinigt und in die Ord- 
nung eines neuen menschenwürdigen Staatslebens eingefügt. 
Preußens Gegensatz gegen Ostreichs Vergrößerungsversuche im Reiche: 
der deutsche Fürstenbund. 
r« I 10t Sttifchen Joseph dem II. und Friedrich dem 
Großen bestand anfangs em freundschaftliches Verhältnis. Während 
der polnischen Wirren und des russisch-türkischen Krieges hatten erst in 
•ffi' rQ.?n Neustadt in Mähren vertrauliche Begrüßungen 
zwischen beiden Herrschern stattgefunden; man hatte sich die Besitzungen 
gegenseitig garantiert und eine gemeinsame Vermittelung zwischen Ruß- 
land und der Türkei verabredet. Das Verhältnis trübte sich aber, als 
Joseph II. voll Ehrgeiz und Begierde nach einer großartigen Th'ätig- 
reit das alte Kaisertum wieder beleben und zu diesem Zwecke 
seine Machtgrundlage im Reiche vergrößern wollte. Derselbe ließ sich 
nach der Teilung Polens von den Grundsätzen einer Politik, welche das 
Gewissen weniger, als den eigenen Vorteil befragt, verleiten, seine 
Hand nach dem benachbartenBaiern auszustrecken. Hier war 
die jüngere Linie der Wittelsbacher ausgestorben und mit dem Kur- 
fürsten Karl Theodor von der Pfalz die ältere Linie in die Regierung 
eingetreten; da machte Kaiser Joseph alte Ansprüche Ostreichs auf die 
Hälfte Baierns geltend, auf Niederbaiern und die ehemaligen böhmischen 
Lehen in der Oberpfalz. Er wußte den kinderlosen Karl Theodor 
zur Abtretung dieser Landesteile zu bestimmen und ließ sie rasch mit
	        
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