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264. Die Wacht am Rhein.
1. Es braust ein Ruf wie Donnerhall, 4. „Und ob mein Herz im Tode bricht,
wie Schwertgeklirr und Wogenprall: wirst du doch drum ein Welscher nicht;
„Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen reich wie an Wasser deine Flut
Rhein, ist Deutschland ja an Heldenblut.“ 5
wer will des Stromes Hüter sein!“ Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein!
fest steht und treu die Wacht am Rhein!
2. Durch Hunderttausend zuckt es schnell, glüht,
und aller Augen blitzen hell. noch eine Faust den Degen zieht 10
Der deutsche Jüngling, fromm und und noch ein Arm die Büchse spannt,
stark, betritt kein Welscher deinen Strand.“
beschirmt die heil'ge Landesmark. Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein!
fest steht und treu die Wacht am Rhein! 6. Der Schwur erschallt, die Woge rinnt, 15
3. Auf blickt er, wo der Himmel blaut, die Fahnen flattern in dem Wind.
wo Vater Hermann niederschaut,“) Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen
und schwört mit stolzer Kampfeslust: Rhein!
„Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine Wir alle wollen Hüter sein!
Brust!“ Lieb Vaterland, magst ruhig sein, 20
Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein!
fest steht und treu die Wacht am Rhein! Max Schneckenburger.
265. Der Kronprinz kommt.
Ein Augen- und Ohrenzeuge der Schlacht bei Wörth, Pfarrer Klein, erzählt in
der „Fröschweiler Chronik“: 25
Während das siegreiche deutsche Heer teils in geschlossenen Reihen
vorüberflutete, teils in aufgelösten Haufen durch das eroberte Fröschweiler
zog, erscholl plötzlich von Wörth herauf ein unbeschreibliches Getöse. Es
mußte etwas Neues, Außerordentliches im Anzuge sein. Die Soldaten
sprangen aus den Häusern und Höfen hinaus, stellten sich in Reih und 30
Glied und bildeten auf beiden Seiten der Straße eine undurchdringliche
Mauer. Ich stand auf der Haustreppe. „Was ist denn?“ — „Der
Kronprinz kommt! — Der Kronprinz kommt!“ — Ich kann nicht sagen,
wie diese Nachricht meine Seele durchzuckte . . . Ich rief meinen Leuten
zu: „Schnell heräus, der Kronprinz von Preußen kommt!“ Das Getöse 35
dringt immer näher, und das Triumphgeschrei wird immer größer. Jetzt
sind sie im Unterdorf .. horch, wie sie jubeln! — gebt acht, jetzt
biegen sie um die brennende Kirche. . . Die Trommeln wirbeln; die
Siegeslieder brausen; — eine ungeheure Begeisterung flammt durch die
Reihen; — alle Häupter sind entblößt; die Mützen fliegen hoch empor, 40
Er blickt hinauf in Himmels Au'n,
da Heldenväter niederschaun.