Object: Vom Mittelalter zur Neuzeit (Bd. 6)

Gräfin Katharina von Schwarzburg, „die Heldenmütige". 73 
Als er nun zu der Kaiserlichen Majestät nahete, sprach er: „Aller¬ 
gnädigster Kaiser" —; dabei fällt ihm die Kaiserliche Majestät in 
die Rede: „Ja, ja, bin ich nun gnädiger Kaiser?" Da sprach der 
gefangene Fürst: „Ich bin Euer römischen Kaiserlichen Majestät 
Gefangener und bitte Euer Kaiserliche Majestät um ein fürstlich 
Gefängnis." Die Kaiserliche Majestät antwortet: „Ja, wie Ihr 
verdient habt; führt ihn hin! wir wissen uns wohl zu halten." 
Danach ist gedachter von Sachsen dem Meister de Campo über¬ 
antwortet und ihm gestattet worden, um etliche seiner Diener, die 
er begehrt, nach Wittenberg zu schreiben, die auch zu ihm gekommen 
find und fein warten. Er wird in feinem Wagen, dessen er sich zuvor 
bedient hat, Kaiserlicher Majestät nachgeführt, durch spanische Haken¬ 
schützen bewacht und aufs beste gehalten und traktieret, wie man es 
haben mag. 
20. Gräfin Katharina von Schwarzburg, „die Heldenmütige". 
Söffing, Res in Ecclesia et Politica Christiana gestae*). 
Eine deutsche Dame aus einem Hause, das schon ehedem durch 
Heldenmut geglänzt und dem deutschen Reiche einen Kaiser gegeben 
hat, war es, die den fürchterlichen Herzog von Alba durch ihr ent¬ 
schlossenes Betragen beinahe zum Zittern gebracht hätte. Als 
Kaiser Karl V. im Jahre 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg 
auf feinem Zuge nach Franken und Schwaben auch durch Thüringen 
kam, wirkte die verwitwete Gräfin Katharina von Schwarzburg, 
eine geborene Fürstin von Henneberg, einen Schutzbrief bei ihm aus, 
daß ihre Unterthanen von dem durchziehenden spanischen Heere nichts 
zu leiden haben sollten. Dagegen machte sie sich verbindlich, Brot, 
Bier und andere Lebensrnittel gegen billige Bezahlung aus Rudol¬ 
stadt an die Saalbrücke schaffen zu lassen, um die spanischen Truppen, 
die dort übersetzen würden, zu versorgen. Doch gebrauchte sie dabei 
die Vorsicht, die Brücke, welche dicht bei der Stadt war, in der 
Geschwindigkeit abbrechen und in einer größeren Entfernung über 
das Wasser schlagen zu lassen, damit die allzu große Nähe der 
Stadt ihre raublustigen Gäste nicht in Versuchung führte. Zugleich 
wurde den Einwohnern aller Ortschaften, durch welche der Zug 
ging, vergönnt, ihre besten Habseligkeiten auf das Rudolstädter 
Schloß zu bringen. 
Mittlerweile näherte sich der spanische General, von Herzog 
Heinrich von Braunschweig und dessen Söhnen begleitet, der Stadt 
und bat sich durch einen Boten, den er voranschickte, bei der Gräfin 
von Schwarzburg auf ein Morgenbrot zu Gaste. Eine so bescheidene 
Bitte, an der Spitze eines Kriegsheeres gethan, konnte nicht wohl 
*) In F. Schillers Werken.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.