Grundzüge der mathematischen und physischen Geographie. 25
§ 43. Das Wasser des Meeres ist nicht rein, sondern
enthält andere Stoffe aufgelöst und schmeckt danach bitter-
salzig; gewöhnliches Kochsalz in ziemlicher Menge, mit etwas
sogenanntem Bittersalz, bleibt als fester Bestandtheil zurück,
wenn das Meerwasser verdunstet. Durch solche Verdunstung
gewinnt man das sogenannte Seesalz an den Meeresküsten.
Die Farbe des Meerwassers ist je nach der Klarheit des
Himmels dunkelstahlblau oder blaugrün oder blaßgrün; auch
die Farbe des Grundes und fremde, verunreinigende Bei-
mischnugeu haben Einfluß auf seiue Färbung. Die Zahl der
im Meere lebenden großen und namentlich der kleinen, auch
der mit bloßem Auge gar nicht sichtbaren Thiere übersteigt
jede Vorstellung; daher ist auch die Verunreinigung durch die
in ihm abgestorbenen Thiere eine bedeutende. Unermeßliche
Schaaren kleiner, nur unter eiuem Vergrößerungsglase ficht*
barer Thiere veranlassen das Leuchten, welches man in
vielen Gegenden auf der Oberfläche des Meerwassers meilen-
weit hin wahrnimmt. — Auch in dem Meere finden sich nn-
geheure Strömungen, welche das Wasser derselben aus
einer Gegeud in weit entlegene andere fortführen. Die be-
deutendste derselben, die Aeqnatorial-Strömuug, wird
durch die Umdrehung der Erde um ihre Achse verursacht. —•
Außerdem bemerkt man an den Küsten des Meeres ein regel-
mäßiges Steigen und Fallen seiner Oberfläche in manchen
Gegenden nur um wenige Zolle, in anderen um viele Fuße,
selbst um 70 Fuß. Man nennt diese im Laufe von 24 Stun-
den zweimal eintretende und durch die vom Monde auf das
Wasser ausgeübte Anziehung herrührende Erscheinung die
Ebbe und Flut.
§ 44. Das Wasser des Meeres verdunstet unablässig an
der Oberfläche, ganz besonders stark in den heißen Gegenden,
und diefe in die Luft aufsteigenden Wasserdünste werden mit-
telst der Winde in andere Gegenden der Erde geführt. Dabei
werden dieselben abgekühlt, gestalten sich zu Nebel oder Wolken,
diese werden zu Tropfen und fallen als solche in ganz anderen
Gegenden der Erde nieder, als wo sie aufgestiegen sind. Be-
sonders stark und häufig ist dieses Niederfallen der Tropfen
als Regen oder Than, Hagel und Schnee in den Gebirgen.
Dort dringt das niedergefallene Wasser zwischen die Gesteins-
schichten, sammelt sich innerhalb derselben und tritt an den