Full text: Deutschland, Grundzüge der Handelsgeographie, Verkehrswege, Allgemeine Erdkunde, Mathematische Erdkunde (Teil 3)

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§ 15. Die wirkliche Bewegung der Himmelskörper. 
3. Die Rotation der Erde. Womit läßt sich die Rotation oder die 
Achsendrehung der Erde von W nach 0 begründen? 
I. Durch Wahrscheinlichkeitsbeweise: 
a) Es ist nicht anzunehmen, daß die viele millionenmal größeren Sterne 
die verhältnismäßig kleine Erde umkreisen. 
b) Die Gestirne sind ungeheuer weit von der Erde entfernt. Die Ent¬ 
fernung der Sonne von der Erde beträgt etwa 150 Mill. Irin, die des nächsten 
Fixsterns mehr als 200 000 mal soviel. Die Sonne müßte in einer Sekunde 
mehr als 10000 km,' der der Erde nächste Fixstern eine mehr als 200000 mal 
so große Strecke znrücklegen. Solche Geschwindigkeiten sind aber nicht 
denkbar. 
II. Durch Wirklichkeitsbeweise: 
a) Unzweifelhaft wird die Rotation der Erde von W nach 0 bewiesen 
durch die östliche Abweichung frei fallender Körper von der senkrechten 
Richtung. 
Kreis M (Fig. 102) sei' die Erdkugel, c der Fuß und a die Spitze eines 
Turmes. Stände die Erde still, so müßte ein Stein, den man in a fallen 
läßt, in e, lotrecht unter a, niederfallen. 
Dreht sich aber die Erde um ihre Achse, 
so beschreibt jeder Punkt der Erdkugel einen 
Kreis, der um so größer ist, je weiter er 
vom Erdmittelpunkt entfernt liegt. Bewegt 
sich die Turmspitze a in der Zeit, in der 
ein Stein von a zur Erde fällt, in östlicher 
Richtung nach b, so steht der Fuß des Turmes 
in ll. Da aber der Stein während des Falles 
die ihm von der Turmspitze erteilte west¬ 
östliche Geschwindigkeit beibehült, so muß er 
in derselben Zeit um den Bogen ce = al) 
vorwärts kommen und mithin in 6 nieder¬ 
fallen. Tatsächlich haben nun verschiedene 
Fallversnche von hohen Türmen und in 
Bergwerksschachten am Ende des 18. und 
am Anfang des 19. Jahrhunderts diese 
Abweichung bestätigt. Sie betrügt bei den geringen Fallhöhen, von denen 
ans die Versuche gemacht werden können, nur wenig, bei einer Fallhöhe 
von 10 000 ni aber 7 m. 
b) Im Jahre 1852 ließ der französische Gelehrte Foucault [fuföj ein 
67 m langes Pendel, das an der Decke des Pantheons zu Paris befestigt 
war, frei schwingen. Im Lause einiger Stunden war die Schwingungsebene 
des Pendels nicht mehr gegen dieselben Punkte der umgebenden Wände 
gerichtet, sondern von 0 nach W abgewichen. Nach den Gesetzen der Physik 
kann aber ein Pendel seine Schwingungsebene nicht ändern. Mit Recht 
behauptete und bewies Foucault durch diesen Versuch, daß sich die Erde um 
ihre Achse von W nach 0 drehen müsse.
	        
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