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§ 1. Die deutschen Landschaften.
3. Wirtschaftsbild. Da die Oberrheinische Tiefebene infolge ihrer
Randgebirge gegen rauhe Winde geschützt und im SW offen ist, so besitzt sie
das wärmste Klima unter allen deutschen Landschaften. Die Winter sind
milde und die Niederschlage reichlich. Deshalb ist dieses „deutsche Paradies"
mit Getreideäckern und Tabakfeldern, mit Hopfen- und Obstgärten
und besonders an den Rändern der Ebene mit Weingelünden bedeckt.
Berühmte Weinbaugebiete sind Deidesheim und Worms in der Pfalz, Hoch¬
heim und Nierstein in Rheinhessen.
Das Großgewerbe gelangte durch die günstigen Verkehrsverhältnisse zu
hoher Blüte. Die Herstellung von Baumwollwaren (Mülhausen, Frei¬
burg), Maschinen (Mannheim, Ludwigshafen, Karlsruhe), Schmucksachen
(Ofsenbach, Hanau) und Lederwaren (Darmstadt) ernährt fast zwei Drittel
der gesamten Bevölkerung.
Der Verkehr wird wesentlich durch den Rhein begünstigt. Infolge des starken
Gefälles wird der Strom von Basel bis Kehl (Gefälle 110 m) fast nur zur
Flößerei talwärts benutzt. Der Dampserverkehr beginnt bei Kehl und Maxau.
Welche Kanüle verbinden den Rhein mit dem französischen Flußnetz?
Im Wasgenwalde haben sich außer der Vieh Wirtschaft die Baum¬
wollspinnerei, das Weben und Drucken von Baumwollzeugen zu
blühenden Industriezweigen entwickelt. Wohl ist Mülhausen in der Tief¬
ebene der Mittelpunkt der elsässischen Textilindustrie, aber auch in den Dörfern,
die im Gebirge liegen, sind Spinnereien und Webereien an den schnellfließenden
Gebirgsgewässern entstanden. (Warum?) Strumpfwaren, Plüschwaren, ge¬
druckte Tücher, Kattnnzeuge und Leinwandwaren werden von hier ansgeführt.
Die Industrie des Schwarzwaldes beruht größtenteils auf dem Holzreichtum des
Gebirges. Die Tannen des Gebirges werden gefällt und den Rhein abwärts nach
dem Rheinlande und nach Holland geschafft, wo sie besonders für den Schiffbau
Verwendung finden. An den schnellen Gebirgsbächen des Schwarzwaldes hat man
Sägemühlen und Holzschleifereien angelegt, die einen großen Teil des geschlagenen
Holzes an Ort und Stelle verarbeiten. Die Schwarzwälder verstehen es, aus
dem Holz allerlei Haus- und Küchengeräte herzustellen. Fast 300 Jahre alt
ist die weltbekannte Uhrenindustrie des Schwarzwaldes. Heute wandern Tau¬
sende Uhren aller Art, von der einfachsten Wanduhr bis zur teuersten Stutzuhr,
auf den Weltmarkt und zeugen von dem Fleiß und von der Geschicklichkeit der
Schwarzwälder. Hand in Hand mit der Herstellung der Uhrwerke geht auch
die Fabrikation von Spieluhren und mechanischen Musikwerken. Die Wasserkraft
der schnellen Gebirgsbäche wird zum Antrieb zahlreicher Wasserräder und Tur¬
binen ausgenutzt, denen Hammerschmieden und Webstühle angeschlossen sind.
4. Bewohner und Siedlungen. Der 8 der Landschaft wird von Schwa¬
ben, deren elsässischer Zweig Alemannen heißt, der N von Franken, den
lebenslustigen, frohsinnigen Psälzern, besiedelt. Die Bevölkerung wohnt sehr
dicht. Auf 1 gkm entfallen im Durchschnitt 200 Einwohner. Diese Dichte
wird durch die Ertragfähigkeit des Bodens und durch die ausgedehnte ge¬
werbliche Tätigkeit bedingt.
Im Elsaß ist der viereckige fränkische Bauernhof mit seinem Wohnhaus und
den davon getrennten Gebäuden für Wirtschastszwecke ausschließlich vertreten.