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Bei jüngeren Gebirgen (Alpen, Jura, Himalaya) sind die Gebirgsfalten
meist noch deutlich zu erkennen. An den alten Gebirgen (Deutsche Mittel-
gebirge, Böhmerwald, Skandinavien) sind die Sättel dagegen durch die Ver-
Witterung von Jahrmillionen bis auf den Sockel abgetragen worden. Manchmal
haben sich auf einer Abrasionsplatte (Abrasion — Abhobelung) jüngere Schichten
abgelagert. So war z. B. die Ravensberger Mulde gegen das Ende des
Altertums der Erde mit einem 1000 m hohen Faltengebirge bedeckt, das durch
die Brandungswellen des Meeres ^ ^
abgetragen wurde. Auf dem Sockel i j
des alten Gebirges sind dann die / i
Bildungen des Mittelalters und q/ j
der Neuzeit abgelagert worden, so f\ !
daß die Schichtenköpfe des abra- / ! l
sierten Gebirges fast nirgends / ! i
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geschieht durch die Brandungswelle. 18
Wie sie arbeitet, zeigt Abb. 18.
B ist die Brandungswoge. Sie greift bei A das Gebirge an und unter-
höhlt es allmählich. Die unterwühlten Massen (A C G) stürzen ab. Die
Wogen zertrümmern sie uud schleudern sie als Bomben fortwährend gegen
die Küste. Eine weitere Unterhöhlung folgt, die im Verein mit der Ver-
Witterung den Absturz der Masse C E D F bewirkt. Ans diese Weise kann
nach uud nach das ganze Gebirge abgenagt werden. Da sich der Vorgang
der Auffaltung der Gebirge in der Regel sehr langsam vollzieht, so kann
gleichzeitig mit der Bildung schon die Abhobelung des Sattels erfolgen. An
Stelle des abgesägten Sattels entsteht dann ein Quertal, wie es die Schluchten
des Teutoburger Waldes und Wesergebirges zeigen.
UrTacben der Lagerungsstörungen. Dicht neben den gewaltigen
Faltengebirgen der Erde liegen gewaltige Einsenkuugsfelder. Nördlich vom
Ebrobecken steigen die Pyrenäen, nördlich von der Poniederuug die Alpen,
nördlich vom Tiefland von Hindostan der Himalaya auf. Neben den Apen-
ninen liegt als gewaltiges Senkungsfeld das Tyrrhenische Meer, am Rande
des Stillen Ozeans erheben sich die Anden. Die Einbrüche oder Senkungs-
selder und die Faltung der benachbarten Gebirge hängen mit der Erkaltung
der Erde zusammen. Dadurch zieht sich die Erde immer mehr zusammeu.
Weil die Erdrinde eine immer kleiner werdende Oberfläche zu bedecken hat, ent-
stehen Schrumpfungen und Einstürze.
Mit den Störungen der Gesteinsschichten durch die Erkaltuug der Erde
stehen auch die Vulkane und Srcibeben in Verbindung. Abb. 19 ver-
anschaulicht den Ausbruch des Vesuvs. Als Auswurssstosfe kommen vor:
Gieseler, Erdkunde für Mittelschulen. III. 2