Heft § 96
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Die perspektivischen Projektionen.
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der ganze Globus in ein Polyeder (Vielslächuer) verwandelt wird, wie das die
rechte Hälfte von Abb. 11 veranschaulicht. Auf diese Trapeze denkt man sich nun
das betreffende Globusstück projiziert (Augenpunkt A im Mittelpunkt des Globus).
Bei Karten, wie sie in Atlanten üblich sind, bei denen es sich doch immer um
recht große Globusstücke haudelt, würde der Unterschied zwischen diesen Globus-
stücken und den entsprechenden ebenen Trapezen doch recht erhebliche Ver-
zerruugeu im Gefolge haben, so daß die entstehenden Bilder nicht besser oder
noch schlechter wären wie z. B. bei den Kegelprojektionen. Handelt es sich
aber um winzig kleine Globusstücke, etwa
in der Größe eines halben Stecknadelknopfes
(an einen großen Schulglobus gedacht), so
ist klar, daß solche Stücke für das bloße
Auge überhaupt keine Krümmung mehr er-
kennen lassen, also wie ebene Trapeze er-
scheinen. Um solche winzigen Stücke handelt
es sich bei den preußischen Meßtischblättern
(jetzt auf das ganze Reich ausgedehnt), deren
jedes nur etwa den viermillionsten Teil der
Globusfläche darstellt (Breite — 10 Längen¬
minuten, Höhe — 6 Breitenminuten; Maß-
stab 1 :25000), und deshalb verwendet man
bei ihnen die Polyederprojektion. Jedes Blatt
wird von Gradlinien begrenzt. Da also die
westliche und östliche Begrenzungslinie (als
Meridiane) nach oben konvergieren, so ist die obere Begrenzuugsliuie um ein
Geringes kürzer als die untere, das ganze Kartenbild also kein Rechteck, sondern
ein Trapez. Auch die folgenden amtlichen Veröffentlichungen haben die preußische
Polyederprojektion: die Karte des Deutschen Reichs 1 :100000, auch kurz-
weg Generalstabskarte genannt (im weiteren Sinne sind auch die Meßtisch-
blätter Generalstabskarten, weil auch sie im Generalstab bearbeitet werden),
die Topographische Übersichtskarte des Deutschen Reiches 1 : 200 000 und
eine Topographische Übersichtskarte von Mitteleuropa 1 :300 000. — ^Das
Terrain geben die Meßtischblätter in Höhenlinien, die „Generalstabs-
karten" in Schraffen, die „Übersichtskarten" in (braunen) Höhenlinien^),
während „Mitteleuropa" überhaupt kein Terrain hat.^
Abb. Kartogr. 11: Das Prinzip der
Polyeder-Projektion (Meßtisch-
blatt-Projektion.)
IV. Tie perspektivischen Projektionen.
§ 96 Die vorstehend behandelten Projektionen auf abwickelbaren, einseitig ge-
krümmten Flächen (Kegel und Zylinder) und aus Polyedertrapezen eignen sich
wenig oder gar nicht für Planigloben und für Polarkarten. Fürsie liefern die
Projektionen auf eine (nicht gekrümmte) Ebene, die hen Globus berührt oder auch
durch ihn hindurch gelegt ist, bessere Grundlagen. Liegt bei diesen perspektivischen
i) Diese „Übersichtskarten" 1:200000 sind für die kartographischen Anstalten ein besonders
wertvolles Quellmaterial.