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er durch den Papst ein allgemeines Dankfest der gesamten abendländischen
Christenheit anordnen ließ. Es wurde am 23., 26. und 28. Juni 786 gefeiert.
(>. Kämpfe, 792—804«. Sieben Jahre lang war Ruhe im
Sachsenland, scheinbar sichere Ruhe; denn sächsische Aufgebote zogen 787
mit gegen die Bayern, 789 gegen die Milzen, 791 gegen die Avaren. Un¬
erwartet, als Karl in Regensburg den Bau des Karlsgrabens vorbereitete,
erhoben sich die Nordsachsen, an der Nordsee zwischen Weser- und Elb¬
mündung und über die Elbe hinaus. Weshalb? Sie hatten Boten zu
den Avaren gesandt; vielleicht standen sie auch in Verbindung mit den
L-arazenen (S. 141). Glaubten sie, daß Karl erliegen müsse, wenn er gleich¬
zeitig an der äußersten Nord-, Südwest- und Südostgrenze seines weiten
Reiches Feinde zu bestehen habe? Sie irrten schwer. Wie die Avaren
und Sarazenen, so warf er auch sie darnieder, freilich nicht mit kurzen,
raschen Schlägen, sondern in einem zehnjährigen Kriege und nach einem
neuen Verfahren: dem Siege folgte die Wegführung (Deportation)
der Besiegten. Sie wird gemeldet von den Jahren 794, 797 und 804;
von 794 so: „Er führte eine nicht geringe Masse edler und unedler Leute,
eine solche Masse von Geiseln fort, wie man sie niemals in seinen Tagen
oder in den Tagen seines Vaters oder noch jemals in den Tagen der
Frankenkönige von dort weggeführt hat." 794 sollen es 7070, 804 10000
Mann gewesen sein. „Ihr Land aber", so heißt es weiter, „verteilte er
unter seine Getreuen, d. H. die Bischöfe, Priester, Grasen und anderen Va¬
sallen." Von diesen Tatsachen geben sächsische und fränkische
Ortsnamen heute noch Kunde. Überall gab es noch genug rodbares
Land, das den weggeführten Sachsen zur Urbarmachung angewiesen werden
konnte. Und daher finden wir in den verschiedensten Teilen Deutschlands
sächsische Ortsnamen eingestreut: Sachsen (Saasen), Sasbach (Sachsbach),
L-achsenberg, -dors, -Hausen, -heim, -ried, -stein, Odensachsen, Wüstensachsen,
Reichensachsen u. a. Sachsenhausen bei Frankfurt a. M. ist urkundlich
damals entstanden. Umgekehrt kamen fränkische Kolonisten nach Sachsen;
denn fränkische Kolonien in den neu unterworfenen Gebieten anzulegen, das
gehörte von jeher zu den Mitteln der fränkischen Machtpolitik (S. 78). Weil
der Boden von Karl an Grundherren vergeben ward, die zahlreiche fränkische
Bauern und Hörige mit sich führten, entstanden auch meist grundherrliche
Dörfer. Wilhelm Arnold führt aus: „Die neu gegründeten fränkischen
O)rte lassen sich auch hier meist leicht an ihren Namen wiedererkennen,
obgleich sie aus naheliegenden Gründen in der Regel keine direkte Beziehung
auf den fränkischen Stamm enthalten. Auffallend und lange Zeit uner¬
klärlich war namentlich das häufige Vorkommen der fränkischen Endung
hausen neben der abgekürzten sächsischen aus sen. In den älteren Ur-
künden haben freilich alle Namen noch die volle Endung Husen (huson);