Full text: [Teil 5 = Obertertia, [Schülerband]] (Teil 5 = Obertertia, [Schülerband])

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Blutumlausswerkzeuge den Vorteil, daß sie länger unter Wasser auszu¬ 
harren vermögen, als selbst die besten Schwimm- und Tauchervögel. Am 
eigentümlichsten zeigt sich die Trägheit der Atmung bekanntlich bei allen 
den Säugetieren, welche einen Winterschlaf halten, solange dieser Schlum¬ 
mer anhält. 
Mit den Atmungswerkzeugen in enger Beziehung steht die Stimme, 
in der von allen Lebewesen des Landes der Mensch allein den Wettstreit 
mit den stimmbegabten, sangsertigen Vögeln aufnehmen kann und sie aller¬ 
dings in jeder Beziehung unvergleichlich übertrifft. Sonst stehen wiederum 
diese, wenigstens alle Singvögel, darin hoch über dem Säugetiere. Dieses 
muß geradezu als ein klang- und sangloses Geschöpf bezeichnet werden, 
als ein wesen, das im Reich der Töne fremd ist und unser Dhr durch die 
Verunstaltung des Tones beleidigt, um so mehr, je größer die Erregung des 
Tieres wird. Man vergleiche nur ein Katzenduett, wo jeder Ton zerquetscht, 
verunstaltet, gemißhandelt wird zu einem Liede, 
„Vas Stein erweichen, 
Menschen rasend machen kann"/) 
und den Gesang der Nachtigall, wo jeder hauch zu Musik, zu Klängen und 
Tönen wird, die unser Ghr entzücken, unser herz ergreifen! wohl sind wir 
an die Stimmen mancher Säuger, zumal unserer Haus- und Nutztiere ge¬ 
wöhnt, und manchem Besitzer klingen sie vielleicht gar angenehm und trau¬ 
lich. wir alle freuen uns auch der Verse Schillers in der „Glocke" : 
„Blökend ziehen heim die Schafe, 
Und der Rinder breitgestirnte, glatte Scharen 
Kommen brüllend, 
Die gewohnten Ställe füllend" — 
aber sicherlich weniger wegen des Blökens und Brüllens selbst, als vielmehr 
wegen des Gesamtbildes friedlicher Heimkehr. Bei Säugetieren können wir 
nun einmal nicht von Sang und Klang sprechen, sondern nur von Schreien, 
Bellen, Brummen, Brüllen, heulen, wiehern, Blöken, Meckern, Grunzen, 
Knurren, Csuieken, Pfeifen, Fauchen, Miauen u. dgl., und in allen diesen 
Lauten erscheint die Tierstimme mißtönig, rauh, unbiegsam und unbildsam. 
Allerdings klingt uns auch bei vielen vogelarten das Schnattern, Schnarren, 
Huaken, Schreien, Kollern, Glucksen, Krähen u.dgl. nicht viel besser. Aber 
dafür entschädigen uns dann eben die zahlreichen gefiederten Sänger, 
denen die Säugetierklasse nichts Ebenbürtiges gegenüberzustellen vermag. 
II. 4. Solange wir die leibliche Tätigkeit beider Klassen verglichen, 
mußten wir die großen Vorzüge anerkennen, welche die Bewegungstiere 
1) vgl. im Quartateil S. 263: Die Ratzen und der Hausherr.
	        
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