Metadata: [Teil 2, [Schülerbd.]] (Teil 2, [Schülerbd.])

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erworben habe. Meine Mutter mag sagen, was sie will, mir 
scheint der Mann eher ein Zauberer als ein Heiliger zu sein." 
Indessen ward es Nacht. Die Mutter zündete ein kleines 
Öllämpchen an und setzte es auf den Tisch. Abdallah wollte es 
bequemer stellen und hängte es au einen Arm des großen eisernen 
Leuchters. Mit einemmale erschien ein Derwisch in einem langen 
braunen Kleide. Er drehte sich eine Viertelstunde lang so schnell, 
wie ein geschlagener Kreisel, herum, luarf einen Asper auf der: 
Tisch und verschwand. Abdallah lachte über diese Erscheinung und 
versuchte es am folgenden Abend mit allen zwölf Armen, die an 
dem Leuchter waren. Er that in jeden einen Docht und zündete 
sie an. Zwölf braungekleidete Derwische erschienen, drehten sich 
eine Viertelstunde im Kreise herum und verschwanden, nachdem 
jeder einen Asper auf den Tisch geworfen hatte. Mehr aber als 
einmal jeden Abend kamen sie nicht. Diese tägliche Einnahme 
reichte zum mäßigen Unterhalte der Witwe und des Sohnes hin. 
Allein der kurze Besitz des verschwundenen Reichtums hatte einen 
tiefen Stachel in ihrem Herzen zurückgelassen, der mit jedem Tage 
den Wunsch mehr zu haben wieder rege machte. Abdallah konnte 
mit diesen zwölf Aspern auch nicht einen einzigen von seinen vielen 
Entwürfen ausführen. Er fing daher an zu überlegen, ob es 
nicht besser wäre, wenn er den alten verrosteten Leuchter zum 
Derwisch trüge, der ihm dafür, wie er nicht zweifelte, wenigstens 
das Verschwundene wiedergeben würde, da er diesen Reichtum höher 
geachtet hatte als allen übrigen Reichtum, der in der Felsenhöhle 
lag. Da seine Mutter diesen Entschluß billigte, so reifete er gleich 
am folgenden Morgen mit dem Leuchter ab. Er hatte von dem 
Derwisch gehört, daß er Abnnadar heiße und in der Stadt 
Magrebi wohne; daher ward es ihm nicht schwer, mit dem Zehr¬ 
gelde , das er täglich durch den Leuchter bekam, den Derwisch zu 
finden. 
Als er nach Magrebi kam, fragte er, wo der fromme Abnnadar 
wohne. Dieser Mann war in der Stadt so bekannt, daß ihm die 
Kinder das Haus desselben zeigen konnten. Zehn Thürhüter be¬ 
wachten den Eingang; der Vorhof wimmelte von Sklaven und 
Bedienten, und das Haus selbst glich eher dem Palast eines Fürsten 
als der Wohnung eines Derwisches. Abdallah getraute sich nicht
	        
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