fullscreen: Das Königreich Sachsen und seine Fürsten

Moritz. 
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botene Interim anzunehmen, mußte dem Kurfürsten Moritz die Veran¬ 
lassung werden, seinen großartigen Plan zu der durch den Drang der 
Verhältnisse gebotenen Demüthigung des großen Kaisers in Angriff 
zu nehmen. Moritz erkannte nämlich immer deutlicher, daß die listige 
Politik Karl's V., der den Thron in seinem Hause erblich zu machen 
und an seinen gefürchteten Sohn Philipp zu bringen strebte, zuletzt 
nur zu einer gänzlichen Unterjochung der von ihm umgarnten deutschen 
Fürsten und Stände und zu einer drückenden Alleinherrschaft führen 
würde. Denn Karl, der bekanntlich zugleich König von Spanien 
war, hatte in diesem Lande die frühere ständische Verfassung vernichtet 
und gedachte nun, Deutschland ein gleiches Schicksal zu bereiten und 
die selbstständigen Reichsfürsten durch seine Macht und Gewalt zu sei¬ 
nen bloßen Vasallen zu erniedrigen. Ein großer Schritt auf dem Wege 
nach diesem Ziele war bereits geschehen durch die Unterdrückung des 
schmalkaldischen Bundes und die Gefangennehmung der beiden ange¬ 
sehensten Fürsten desselben. Moritz, der diese Politik in allen ihren 
geheimsten Winkeln auszuspähen Gelegenheit gehabt hatte, war einzig 
und allein der Mann, der im Stande war, sie zu stürzen. Da er, 
um seinen Plan zu erreichen, behutsam zu Werke ging und wie gegen 
die Protestanten, so gegen den Kaiser klug und gefällig sich erwies, 
um diesen ganz sicher zu machen und jene für seine ihnen noch unbe¬ 
kannten Zwecke zu gewinnen; so erstaunte freilich, als die Entscheidung 
kam, die ganze Welt, als ob beim reinsten Himmel plötzlich der schreck¬ 
lichste Donnerschlag geschehen wäre. Doch darf auch nicht unerwähnt 
bleiben, daß Moritz zugleich durch das schmachvolle Schicksal seines 
Schwiegervaters, des Landgrafen Philipp von Hessen, gegen den 
Kaiser aufgeregt ward, der gegen alle noch so dringenden Bitten Mo¬ 
ritzens um Freilassung Philipp's aus der immer drückenderen Haft 
taub blieb. Diese an zwei *) der angesehensten deutschen Reichsfürsten 
bewiesene Härte, die selbst die katholischen Fürsten aufbrachte, da ja auch 
sie dadurch zugleich mit entehrt wurden, ließ in Moritz den Entschluß 
reifen, solche Schmach zu rächen und dem spanischen König und deut¬ 
schen Kaiser zu zeigen, daß er mit Fürsten des deutschen Reiches nicht 
ungestraft nach Willkür schalten könne. 
Ueber das widersetzliche Magdeburg hatte Karl V. die Acht aus¬ 
gesprochen und den Oberbefehl über das zur Vollziehung derselben be¬ 
stimmte Heer dem Herzog Moritz übertragen. Bevor dieser noch vor 
Magdeburg erschien, hatte der tapfere Herzog Georg von Mecklen¬ 
burg einen Kampf mit Bürgern, Bauern und Söldnern gehabt, welche 
einen Ausfall aus der Stadt auf ihn und sein Heer gemacht, und es 
lagen nach Beendigung dieses Kampfes 3000 Leichname (meist Bauern) 
auf der Wahlstatt. Im Oktober 1550 kam Moritz im Lager vor 
Magdeburg an und ließ die Stadt auffordern, sich dem Kaiser zu er¬ 
geben. Die Antwort der Magdeburger lautete: „Wir werden uns zu 
vertheidigen wissen!" Und das thaten sie denn auch während der 
langwierigen Belagerung wirklich in sehr tapferer Weise, so daß unter 
*) Auch der ehemalige Kurfürst von Sachsen saß noch immer gefangen.
	        
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