Bilder aus der Geschichte.
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6. Die Schlacht bei Worringen (1288).
Oer Herzog von Limburg war gestorben, ohne Söhne zu hinterlassen. Um
die Erbfolge in Limburg stritten sich nun Johann von Brabant und Siegfried von
Westernburg, der Erzbischof von Löln. Zahlreiche Zürsten leisteten dem Erz-
bischof Siegfried Hilfe. Die Grafen von Jülich, Berg und Mark und die Bürger
Eölns, die längst ihrem Erzbischof feindlich gegenüberstanden, hielten es dagegen
mit dem Herzog von Brabant. Ein wütender, sechsjähriger Kampf entbrannte
nun, der das Land zwischen Maas und Rhein furchtbar heimsuchte. Städte,
Dörfer und Burgen wurden zerstört, die Saaten von Rosses Hufen zerstampft
und die armen Bürger dem furchtbarsten Elend preisgegeben. Die Unter-
tanen des Grafen Adolf von Berg hatten ebenfalls Schweres durch die rohen
Kriegshorden des Eölner Erzbischofs zu erdulden. Endlich kam es am 5. Juni
1288 auf dem linken Rheinufer zwischen Eöln und Neusz bei dem Dorfe ll)or-
ringen zu einer mörderischen Schlacht, die dem langjährigen, schlimmen Kriege
ein Ende machte.
„Oer Kampf begann in früher Morgenstunde, heiß schien die Sonne vom
wolkenlosen Himmel auf die Streiter herab,- hell glitzerten in ihrem Scheine
die Lanzen, Speere, Schwerter und Streitäxte der Ritter, die, von Kopf bis zu
§uß in Eisen gepanzert, voll Kampfbegier auf ihren Schlachtrossen den Beginn
des Kampfes erwarteten. Diesen eröffnete der tapfere Herzog von Brabant.
Art der Spitze einer kleinen, auserlesenen Schar ritt der ruhmbedeckte Kriegs-
Held mutig dem Zeinde entgegen und griff zuerst die Lanzenträger des Erz-
bischofs an, die dieser aus seinen westfälischen Besitzungen zum Kriege an-
geworben hatte. Todesmutig stürzten sich die brabantischen Ritter in die dichten
Reihen und brachten diese in Unordnung. Alfen voran kämpfte mit Löwen¬
mut ihr Herzog Johann. Wo der Kampf am schlimmsten tobte, da sauste am
wuchtigsten sein scharfes Schwert, und mancher edle Ritter, von Johanns Hand
hingestreckt, tränkte mit seinem Blut die lvorringer Heide.
Als die Luxemburger ihre Aührer fallen sahen, ergriffen sie die Zlucht,-
aber der Erzbischof Siegfried griff mit neuen Streitkräften die ermatteten
Brabanter an. Diese hatten gegen die Erzbischöflichen einen schweren Stand,
und es schien, als sollten sie der Übermacht erliegen. Im Augenblicke der höchsten
Not griff Adolf von Berg mit seinem Zußvolk, das er bis dahin zurückgehalten
hatte, in den Kampf ein. Als er die gefährliche Lage der Verbündeten erkannte,
gab er den bergischen Bauern Befehl zum Angriff. Mit wachsender Ungeduld
hatten diese schon lange auf den Befehl zum Oreinschlagen gewartet. Jetzt
jauchzten sie hell auf, und froher Kampfesmut erfüllte die herzen der Streiter.
Ein bergischer Mönch, Walter Oodde mit Namen, hielt eine begeisterte An-
spräche an die Kämpfer, und als er seine Rede mit dem Schlachtruf schloß:
„Heia, Berge romerike!" — d. h. ruhmreiche Berge — da stimmten sie stürmisch
in den Ruf ein. Indem sie ihn fortwährend unter lautem Geschrei wieder-
holten, stürzten sie sich mit Todesverachtung in das dichteste Kampfgewühl.
Schulz, Heimatkunde für die Provinz Rheinland. 8