VIII. Das hohe Venn.
39
quellen von G e r o l st e i n und der A p o l l i n a r i s s p r u d e l bei Remagen
liefern die in aller Welt geschätzten Tafelwasser. Die warmen Quellen von
Neuenahr, Bertrich und anderer Ladeorte sind gleichfalls als Spuren der einstigen
vulkanischen Tätigkeit zu betrachten.
7. Erwerbsquellen. Tin kümmerliches Dasein fristen die armen Bewohner
der Schneifel und hocheifel. vas in diesen Teilen herrschende rauhe Nlirna
und der unfruchtbare Loden, dem der zum Ackerbau notwendige Tongehalt
fehlt, erschweren diesen Erwerbszweig in hohem Matze. Weizen und Roggen
können überhaupt nicht angebaut werden/ Hafer, Luchweizen und Kartoffeln
liefern nur geringe Erträge. Weit günstiger gestellt sind die Täler, welche sich
von der Schneifel südwärts und der hocheifel nach Osten erstrecken. Der
Ackerbau liefert hier lohnende Erträge, ja die Pellenz und das Maifeld gelten
als wahre Kornkammern. Üppige Wiesengründe erleichtern die Viehzucht.
Aufs beste gedeiht das Obst, sogar edle Obstsorten, wie Pfirsich und Aprikose,
reifen in den geschützten Lagen. An Mosel und Ahr gewinnen die Bewohner
durch Weinbau ihren Unterhalt. Neben Acker-, Obst-, Weinbau und Viehzucht
gereicht die Ausbeutung der reichen Mineralschätze vielen Bewohnern zum
Lebenserwerb. Andere wieder sind in der Steinindustrie des vulkanischen
Teiles tätig. Erleichtert wird die Industrie durch die Wasserkraft der Eifelbäche,
die man zum Betriebe zahlreicher Mühlen und Fabriken benutzt. Bei Gemünd
ist eine großartige Talsperre angelegt worden, welche viele Fabriken mit der
notwendigen elektrischen Nraft versorgt. Ein nicht geringer Verdienst erwächst
endlich den Eifelbewohnern auch durch den lebhaften Fremdenverkehr. 3n der
neuesten Zeit gestaltet sich dieser infolge des eifrig betriebenen Wintersports
selbst während der kalten Jahreszeit zu einem ziemlich regen.
VIII. Das hohe Venn.
1. Landschaftsbild, von der eigentlichen Eifel lenken wir unsere Schritte
gen Nordwesten, und bald schweift unser Blick über eine öde Landschaft hin.
Wir befinden uns im hohen Venn, dem wüsten Eilande am Westrande der
gesegneten Rheinlande. Schon der Name Venn (Moor), hohes Venn (hoch-
moor) sagt uns, daß sich weite Moore über das hochland-erstrecken. „Stunden-
weit kann das Auge ungehindert schweifen, ohne einen Baum, ein Feld, eine
menschliche Wohnung zu sehen. Meilenweite Strecken, mit Heidekraut, Gras
oder Torfmoosen bedeckt, wechseln mit trüben Sümpfen, aus denen schwankende
Binsen oder Wollgräser sich erheben, deren blendend weiße Haarbüschel von
dem trüben, dunklen Wasser abstechen. Selbst die knorrigen, von Flechten und
Moosen bedeckten Tannen mit ihren meist abgebrochenen Gipfeln, die in großen
Entfernungen voneinander fremdartig aus der Einöde emporragen, mildern
den unangenehmen Eindruck keineswegs."
2. lilima und Bodenverhältnisse. Naum irgend eine Gegend unseres
Vaterlandes leidet unter so ungünstigen Klima- und Bodenverhältnissen wie